Die Schwaben sind ja für vieles bekannt: für ihre Sparsamkeit, ihren Fleiß, für ihren Erfindungsreichtum, ihren Hang zum Tüfteln. Aber dass sie ausgeprägte Genussmenschen oder gar Hedonisten sind, käme selbst Wohlmeinenden nicht in den Sinn. Umso verblüffender ist es, dass es Georg Weber, der Spross einer Unternehmerfamilie aus Rain am Lech, geschafft hat, einen Wein zu vinifizieren, der den berühmten Super-Tuscans ebenbürtig ist. Mit seinem „Monteverro“ („Berg der Eber“) ist Georg Weber (35), Gesellschafter und Geschäftsführer der Gartencenter-Kette Dehner, geradezu kometenhaft in die exklusive Gilde der toskanischen Edelwinzer wie Antinori, Frescobaldi und Rocchetta vorgestoßen.
Heute zählen Webers Weine zu den erlesensten Spitzengewächsen italienischer Provenienz. Bereits bei Blindverkostungen der Jahrgänge 2008, 2009 und 2010 konnte sich sein Spitzenprodukt „Monteverro“ neben den Ikonen italienischer Weinkultur, etwa einem „Ornellaia“, einem „Sassicaia“ oder einem „Paleo Rosso“ behaupten. Meist liegen sie in der Bewertung gleichauf oder sogar einen Punkt darüber („Weinmagazin FINE“). Dem Newcomer „Monteverro“ aus der kleinen toskanischen Gemeinde Capalbio, Provinz Grosseto, und allen Super-Tuscans ist eines gemeinsam: Sie sind ein bewusster Gegenentwurf zu den viel gerühmten Sorten aus dem fran- zösischen Bordeaux. Selbst die verwöhntesten Wein- liebhaber schnalzen mit der Zunge, wenn sie einen dieser edlen Tropfen aus der toskanischen Maremma kredenzt bekommen.
Im März vergangenen Jahres fragte das englischsprachige Hochglanzmagazin „TASTED“, als es den Jungwinzer Georg Weber in Capalbio aufsuchte, noch keck: „Will the mount of the wild boar become the new star in the super tuscan heaven?“ („Wird das Weingut vom Berg der Schwarzkittel der neue Stern am Himmel der Super-Tuscans?) Der burschikose, meist spitzbübisch wirkende Unternehmer aus Schwaben ließ – obwohl seine erste Weinlese nur knappe vier Jahre zurücklag, was nach den traditionellen Zeitabläufen im Weinbau nicht mehr als ein Wimpernschlag ist – keinen Zweifel aufkommen: „Mein Ziel war es von Beginn an einen Weltklassewein zu produzieren!“ Daraufhin konstatierten die Reporter, Weber sei „ein Kerl, der weiß, was er macht, und bekommt, was er will“. Und in der Tat: Georg Weber hat seinen Einstieg als Winzer geradezu generalstabsmäßig geplant, um international in der Liga der Premier Grand Crus mitmischen zu können.
Der Enkel des Gründers der Dehner-Gartencenter hat sehr früh seine Liebe zum Wein entdeckt. Während seiner Studienzeit in Lausanne saß er einmal in vertrauter Runde mit einem väterlichen Freund zusammen, als ihm dieser einen Premier Grand Cru Classé aus Bordeaux kredenzte. Der Genuss dieses kostbaren Tropfens sollte für den jungen Studenten aus Schwaben eine Offenbarung distinguierter Gastlichkeit sein und aus ihm einen Aficionado gehobener Weinkultur machen. Bereits während seiner Studienjahre reiste Georg Weber mehrfach ins französische Bordeaux und nach Napa Valley in Kalifornien, um das Mysterium des uralten Kulturguts zu erkunden und sich mit gestandenen Weinbauern, anerkannten Önologen und erfahrenen Kellermeistern auszutauschen, was einen guten Wein ausmacht. Schon nach seinen ersten Erkundungsreisen war der schwäbische Connaisseur ein für allemal „der Poesie in der Flasche“ (Robert L. Stevenson) erlegen, und so begann der Unternehmerssohn kurz nach der Jahr- tausendwende ernsthaft mit dem Gedanken zu spielen, selbst Winzer zu werden. Selbstverständlich ein Spitzenwinzer – wenn man seinem Großvater und Vater als erfolgreicher Entrepreneur nacheifern und sein eigenes Ding machen möchte.



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