Ausgabe 02/2014 · Titelthema

Ein Diener zweier Herren

„Wir sind Bergsportler. Wir sind Naturschützer. Wir sind viele.“ Mit diesem Dreisatz will der traditionsreiche, aber nicht zu allen Zeiten ehrwürdige Deutsche Alpenverein (DAV) in die Moderne aufbrechen. In 355 Sektionen, davon 25 in Bayerisch-Schwaben, findet das Vereinsleben der deutschen Bergsportler statt, die den großen europäischen Alpenbogen und seine Naturlandschaft als ihr bevorzugtes Wander-, Kletter- und Skiparadies betrachten. Der gesellschaftliche Wertewandel, die wirtschaftliche Prosperität und das Freizeitverhalten der modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft stellen den DAV 145 Jahre nach seiner Gründung vor eine völlig neue Herausforderung: Soll er sich rigoros vor die Interessen der Natur stellen, die sich seit gut fünf Jahrzehnten unter dem marktwirtschaftlichen Diktat der Erschließung immer mehr auf dem Rückzug befindet? Oder soll er die Wünsche nach einer immer exzessiveren touristischen und sportlichen Nutzung der Bergwelt tolerieren, weil die Natur als Allgemeingut betrachtet wird? edition:schwaben hat nachgefragt, was die Ehrenamtlichen in Augsburg und Oberstdorf umtreibt – und wie sie hierzulande das beschriebene Dilemma lösen wollen.

Dass es den Deutschen Alpenverein entlang des Alpenrandes von Lindau an den Gestaden des Bodensees (4032 Mitglieder) über das touristisch ambitionierte Oberstaufen (3023) bis nach Füssen am Lech (3361) gibt, ist sozusagen naturgegeben. Für viele überraschend dürfte hingegen sein, wie viele Menschen im flachen Nördlinger Rieskrater (1513) oder in den Donaustädten Neu-Ulm (6950), Günzburg (1736) und Donauwörth (2496) im DAV organisiert sind. Stellt man sich seine 92.000 schwäbischen Beitragszahler als geschlossene Gemeinschaft vor, so würden diese Menschen die mit Abstand zweitgrößte Stadt der Region bilden. Und wie in jedem Gemeinwesen sind sich alle diese Leute ineinem bestimmten Lebensgefühl einig, hegen aber in vielen Fragen kontroverse Ansichten. Die Rede ist vom Deutschen Alpenverein (DAV) in Bayerisch-Schwaben, einem kleinen Regierungsbezirk, der fast zehn Prozent aller deutschen Vereinsmitglieder stellt.Die größten Sektionen finden sich im hügeligen Land vor dem Alpenhauptkamm fast erwartungsgemäß in Kempten (14083) und Immenstadt (13141), sodann folgt schon auf dem Bronze-Rang die Bezirkshauptstadt Augsburg mit stattlichen 12000 Bergbegeisterten. Die drei kleinsten Pflänzchen wachsen momentan in Mering (980), Krumbach (936) und Gersthofen (618)heran. Was bewegt diese Freunde der Berge, die Bevorzugte von Kindesbeinen an vor ihrer Haustür in den Himmel wachsen sehen, während andere sie eher aus der Ferne erleben?

aus Ausgabe 02/2014

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