Er residiert in einem Palais. Er wacht über einen Schatz, der nicht mit Gold aufzuwiegen ist. Er blickt von seinem Büro in einen „Jardin anglo-chinois“ und schlendert, wenn ihm danach ist, durch den Festsaal, in dem der Legende nach die 14-jährige Marie Antoinette auf ihrer Brautfahrt nach Versailles ein Paar roter Schuhe durchgetanzt haben soll. Wir sind auf den Spuren von Christof Trepesch, dem Leiter der Städtischen Kunstsammlungen und Museen Augsburg, der von den Räumen des Schaezlerpalais aus seit 2004 über ein einzigartiges Reich der schönsten Künste gebietet. Fünf Häuser sind dem 49-jährigen untertan, denen in Wirklichkeit er zu Diensten ist: das Schaezlerpalais mit der deutschen Barockgalerie, das Maximilianmuseum, die Galerie im Höhmannhaus, das „H2 –Zentrum für Gegenwartskunst“ und das Römische Museum Augsburg, wenn es wieder – so Gott will – eine neue Heimstatt bekommt. Nur ein Museum, das zumindest des klangvollen Namens wegen jeder Nichtaugsburger in seinem Beritt vermuten würde, geht an ihm vorbei: das Fugger- und Welser-Erlebnismuseum. Jeder Kunsthistoriker würde nach einem Besuch desselbigen sagen: Das ist auch gut so. Die Städtischen Kunstsammlungen und Museen Augsburg haben nämlich auf ihre Reputation zu achten und ihr Direktor auch. Sie zu mehren, ist dem quirligen Saarländer mit Bravour gelungen.
Augsburg war, als Trepesch 2004 an den Lech kam, ein museales Dornröschenschloss. Voll von Kunstschätzen, die sich in einer der vormals reichsten und blühendsten Städte Europas über die Jahrhunderte angesammelt hatten, über die jedoch ein strenger Kustos namens Björn Kommer wachte. Kommer, einem scheuen Kunstliebhaber und zurückhaltenden Wissenschaftler, war es fremd, wildfremde Menschen in die Augsburger Museen zu bitten. Kunst und Marketing waren für ihn zwei nicht vereinbare Begriffe, sodass er am liebsten nur Illuminati den Zutritt zu seinen Museen, als solche betrachtete er sie, gewährte. Eine königliche Hoheit wie Silvia von Schweden gehörte natürlich zu diesem erlesenen Kreis. Sie führte der frühere Augsburger Museumsdirektor persönlich durch die heiligen Hallen. Und dann folgte auf den kunsthistorischen Geheimnisträger ein quirliger Jungspund aus dem Saarland, der allen Ernstes meinte, Kunst sei für alle da. Ein größeres Kontrastprogramm konnte der Augsburger Kulturgemeinde damals nicht verschrieben werden.