Ausgabe 03/2019 · Feuilleton

Erst Joseph Beuys. Dann Schuhe aus Amethyst. Schließlich Augsburg.

Die Erkenntnis „Kunst = Mensch = Kreativität = Freiheit“ von Joseph Beuys hat Thomas Elsen vom Rhein an den Lech begleitet – und begleitet ihn wohl immer noch. Heute leitet der Rheinländer die Neue Galerie im Höhmannhaus und das H2-Zentrum für Gegenwartskunst. Der Kunsthistoriker ist ein Glücksfall für Augsburg. Im Gespräch mit Simone Kimmel erzählt Thomas Elsen, wie er zur zeitgenössischen Kunst kam, mit welchen besonderen Herausforderungen er in Augsburg konfrontiert ist, und welches Potenzial die Gegenwartskunst hat.
„Mein Name ist Thomas Elsen, ich muss ein Referat über Sie machen“ – auf den Wortlaut genau erinnert sich der Leiter des H2-Zentrums für Gegenwartskunst an seinen Anruf bei Joseph Beuys. Es war Mitte der 80er-Jahre und Thomas Elsen Student an der Universität in Bonn. Kurz vor Abschluss seines Studiums der Theologie und Philosophie hatte er zur Kunstgeschichte gewechselt. Von Beginn seines Studiums an war die zeitgenössische Kunst durch die räumliche Nähe zu den Kunstzentren Köln und Düsseldorf präsent. Die Initialzündung für Elsens intensive Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst gaben letztlich aber die Atelierbesuche im Rahmen des Seminars bei Stefanie Poley, damalige Dozentin an der Bonner Universität. Sigmar Polke, Jürgen Klauke, Jörg Immendorff – all die Größen der rheinischen Kunstszene, deren Bedeutung Thomas Elsen erst später wirklich begreifen sollte, lernte er damals in ihren Ateliers kennen. So auch Beuys. Durchaus amüsiert über die eigene Unbedarftheit, schildert Elsen seine Kontaktaufnahme und das darauffolgende Treffen mit dem charismatischen Künstler. Fast nichts habe er damals über Beuys gewusst, außer dass dieser immer einen Hut getragen habe. Und natürlich habe Beuys sofort die Ahnungslosigkeit Elsens und seiner beiden Kommilitoninnen durchschaut, das Gespräch aber durchaus ernst genommen.

aus Ausgabe 03/2019

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