Ein Gespräch mit der Unternehmensgründerin Sina Trinkwalder („Manomama“) ist ein dreiviertelstündiges Wortgewitter, angereichert mit verbalen Sturmböen und Hagelschauern, in dem alles abgearbeitet wird, was die Menschen in diesen Tagen der allgemeinen Verunsicherung bewegt: Altersarmut, soziale Teilhabe, Digitalisierung, Arbeitsbedingungen, Verantwortung, globaler Wettbewerb, Migration, Arbeitslosigkeit, Unternehmerethik, Mindestlohn, Wirtschaftswachstum, Leistungsgesellschaft, Ökologie, Chancengerechtigkeit, Neoliberalismus, Solidarität. Jürgen Schmid, langjähriger Autor der edition:schwaben, hat sich auf eine journalistische Annäherung an die Frau Schwabens eingelassen, die wie keine andere die Öffentlichkeit sucht, die seit Jahren die Talkshows dieser Republik rockt, Augsburg den verloren geglaubten Nimbus der Textilstadt zurückgeben möchte und als Unternehmerin eine soziale Revolution anzetteln will. Eckhart Matthäus hat bei „Manomama“ fotografiert. Sina Trinkwalder ist eine viel beschäftigte Frau. Ein ganz normaler Tag im heißen Sommer 2018: „Um 6 Uhr aufstehen. Seit 7 Uhr: an der Nähmaschine sitzen. 9.30 Uhr: Interview mit edition:schwaben. 10.30 Uhr: Interview mit einer TV-Anstalt. 12 Uhr: zurück an die Nähmaschine. 14 Uhr: Schnitt-Technik. 16 Uhr: Azubis auf Prüfung vorbereiten. 18 Uhr: kurz in die Buchhaltung schauen. 19 Uhr: ein bisschen an einem Buch schreiben. Irgendwann nachts um 2 Uhr: schlafen gehen.“ Die Begrüßung – ebenso knapp wie herzhaft: „Guten Morgen, ich hab’ einen brutal durchgetakteten Tag heute“, ruft die Unternehmerin wie zur Entschuldigung für ihr horrendes Schritttempo und ihr Sprachstakkato. Durchaus leichte Irritation beim Reporter, der sich einen Termin bei „Augsburgs Talkmasterin Nummer 1“ organisiert hat, die seit 2013 – omnipräsent wie noch kein Schwabe und keine Schwäbin zuvor – ihre Heimatstadt auf den Talkshowbühnen der Fernsehrepublik vertritt.

https://www.edition-schwaben.de/022018-2/
Ausgabe 02/2018 · Wirtschaft
Schwabens öffentliche Frau: Sina Trinkwalder
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