Wohnraummangel, steigende Mieten, zunehmender Verkehr, Lärm und Luftverschmutzung – die Probleme sind hinlänglich bekannt. Auf der Suche nach gelungenen Beispielen für eine nachhaltige Stadtentwicklung lohnt sich ein Blick nach Freiburg. Mit dem Quartier Vauban ist dort ein ökologischer und sozialer Modellstadtteil entstanden. Das ehemalige Kasernenareal entwickelte sich im Zeitraum von 1992–2014 zu einem Stadtteil der kurzen Wege, in dem heute etwa 5.500 Bewohner leben. Von Beginn an waren die Bürger wichtige Akteure in der Stadtteilplanung und nahmen Einfluss auf Energieversorgung, Verkehrskonzept und Gestaltung.
Mittwochnachmittag auf dem Alfred-Döblin-Platz: Es ist Markttag in Vauban. Beschauliches Treiben herrscht auf dem zentralen Platz des Freiburger Stadtviertels. Marktbesucher kommen mit dem Fahrrad, kaufen Biogemüse, Fliedersträuße, Käse. Einige setzen sich mit einem Cappuccino für einen Plausch in die Sonne, während die Kinder Fangen spielen. Man kennt sich. Eine Gruppe französischer Schüler quert den Platz. „Meistens sind es asiatische Reisegruppen oder Schüler aus Frankreich, die ins Vauban kommen“, stellt eine der Bewohnerinnen des Viertels fest. Auch über 20 Jahre nach seiner Entstehung ist das Interesse am grünen Vorzeigestadtteil ungebrochen. Spätestens seit es das Vauban 2009 in die New York Times geschafft hat und im darauffolgenden Jahr auf der internationalen Weltausstellung Expo in Shanghai vertreten war, ist Freiburgs Stadtteil weltbekannt.
Die Ausgangssituation war dabei gar nicht so einzigartig in Deutschland: ein Militärgelände, auf dem nach dem Zweiten Weltkrieg die Alliierten stationiert und mit dem Ende des Kalten Krieges von dort wieder abgezogen wurden. Geblieben ist der Name. Vauban geht auf Sébastien Le Prestre de Vauban zurück, den Festungsbaumeister Ludwigs XIV. Nach ihm benannte das französische Militär das Kasernenareal. Infolge des Abzugs der Streitkräfte kaufte die Stadt den größten Teil des 41 Hektar großen Gebietes. Schon damals herrschte ein hoher Bedarf an Wohnraum. Ziel der unter SPD-Oberbürgermeister Rolf Böhme initiierten städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme war es, ein familienfreundliches und nachhaltiges Wohnviertel für etwa 5.000 Bewohner zu schaffen. Neben der öffentlichen Infrastruktur mit Kindertagesstätten, Schule und ÖPNV-Anbindung sollte durch die Ansiedlung verschiedener Dienstleister ein „Stadtteil der kurzen Wege“ entstehen. Den städtebaulichen Wettbewerb, der 1994 dafür ausgelobt wurde, konnte das Stuttgarter Architekturbüro Kohlhoff & Kohlhoff für sich entscheiden.



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