Ausgabe 02/2019 · Architektur + Holz

Ein spannendes Haus

Rainer Lindermayr und Peter Netzer von f64-Architekten kreierten in Kempten ein Einfamilienhaus mit Thrill. Äußerst selbstbewusst und gut platziert steht es in der Landschaft.

Anspruchsvolle Aufgaben verlangen nach außergewöhnliche Lösungen. Insbesondere in der Architektur, möchte man meinen. Doch das Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit könnte nicht größer sein, wie eine aktuelle architektonische Rasterfahndung in den Cottage- und Villenvierteln zwischen Günzburg und Lindau ergeben hat. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Das gilt insbesondere für ein Haus im Revier Kempten. Am Ufer der Rottach steht ein polygonaler Neubau, der jeder Verfehlung wert wäre, wenn das Versetzen eines Hauses nicht so viel Aufhebens machen würde. Die Kemptener f64-Architekten haben jedenfalls einen singulären Wohn-Kristall unmittelbar an ein Landschaftsschutzgebiet gesetzt, dem sogar Fuchs und Hase Beifall zollen würden, wenn sie nur applaudieren könnten. Letztere sollen bekanntlich von Kindesbeinen an über Erfahrung am Bau verfügen.

Das Faszinierende an dieser eigenwilligen Immobilie sind ihre Form und Architektur. Sie basieren auf dem besonderen Zuschnitt des Grundstücks. Das von der Bauherrnfamilie erworbene, rund 4.500 Quadratmeter große Grundstück steigt nach Südwesten an und fällt im Südosten stark ab. Es ist Teil eines vergleichsweise kleinen Baugebietes, das die Stadt Kempten 2015 im Rottachtal ausgewiesen hat. Das Areal, auf dem sich das Anwesen befindet, hat die Form eines großen Koteletts. Dieses eigenwillig proportionierte Gelände mit seiner merklichen Hangneigung mussten die f64-Architekten Rainer Lindermayr und Peter Netzer planerisch so in den Griff bekommen, dass sie dem Bauherrn eine elegante, sich augenfällig abhebende architektonische Lösung zu den rechteckigen Gebäuden mit beidseitig zweigeschossigen Traufen auf den anschließenden Grundstücken des Baugebiets servieren konnten.

aus Ausgabe 02/2019

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