Ausgabe 01/2023 ·

Schwaben: Die Achillesferse der CSU

Besser hätte es für die CSU und ihren Parteichef Markus
Söder vor gut eineinhalb Jahren bei der letzten Bundestagswahl
nicht laufen können. Immer, wenn es Zoff mit der Schwesterpartei
CDU gab und die SPD – sei es in Bonn oder später in Berlin – die
Regierungsverantwortung übernahm, schnitt die CSU bei den darauffolgenden
Landtagswahlen deutlich besser ab als bei Urnengängen,
als sie an der Seite der CDU im Bund mitregieren durfte.
So fuhr die CSU, nachdem Willy Brandt (SPD) 1969 zum Kanzler
gewählt worden war, bei den darauffolgenden Landtagswahlen
1970 beachtliche 56,4 Prozent der Stimmen ein. Bei der Bayern-
Wahl im Jahr 1966 hatte sich die CSU noch mit 48,1 Prozent
zufriedengeben müssen. Als im Mai 1974 nach dem Rücktritt
Brandts Helmut Schmidt die Regierungsgeschäfte in der sozialliberalen
Koalition übernahm, kam die CSU bei der Bayern-Wahl
im Oktober auf sagenhafte 62,1 Prozent. Ein nahezu ähnliches
Erfolgserlebnis hatte die CSU, nachdem Gerhard Schröder 1998
als dritter SPD-Politiker das Kanzleramt erobern konnte. Schröders
Wahlsieg bescherte der CSU bei der anschließenden Landtagswahl
satte 60,7 Prozent. Im Vergleich zu den stattlichen 52,9
Prozent bei der Wahl des 14. Bayerischen Landtags 1998 ein fulminanter
Zugewinn. Die Wahl von Olaf Scholz zum neunten
Bundeskanzler am 9. Dezember 2021 ist also nach der Papierform
die Steilvorlage schlechthin, um die CSU am Abend des 8. Oktober
jubeln und die mageren 37,2 Prozent von 2018 – unstrittig
das schlechteste Landtagswahlergebnis der CSU in den letzten 70
Jahren – vergessen zu lassen.

aus Ausgabe 01/2023

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