Ausgabe 01/2019 · Politik

„Ich bin so frei!“ – Dienstschluss

Der dreizehnte Tag eines Monats gilt in vielen westlichen Kulturen als Unglückstag, besonders wenn er auf einen Freitag fällt. In Augsburg muss es kein Freitag sein, ein Mittwoch im März 2019 und ein politisches Statement reichen völlig aus, um Bayerns drittgrößte Stadt nach elf halbwegs guten Jahren von einer Stunde auf die andere ins Ungefähre zu entlassen. Kurt Gribl (54) hat am 13. März 2019 die Bürger seiner Stadt wissen lassen, dass er 2020 sein Büro im Augsburger Rathaus räumen, die Amtskette des Oberbürgermeisters ablegen und für eine dritte Amtszeit als Oberbürgermeister nicht kandidieren werde. Diese Erklärung hat gesessen. Gleich mehrfach. Für die Stadt-CSU war es ein Schlag auf die Zwölf, für die große Mehrheit der Augsburger eine Botschaft, die Erinnerungen an gar nicht so ferne, unselige Zeiten weckte. Augsburg war vor und nach der Jahrtausendwende eine Stadt, der das Selbstbewusstsein abhandengekommen war, weil ein Rudel unfähiger Bürgermeister, Stadträte und angeheuerter Vasallen an ihr herumgedoktert hatte, ohne zu ihrer Genesung beizutragen. Wem Augsburg damals am Herzen lag, der nahm Heinrich Heines „Nachtgedanken“ besser nicht zur Hand. Der politische Alltag in der Fuggerstadt sorgte in jenen Tagen nicht zu knapp für trübsinnige Gedanken. Analoge Assoziationen stellen sich ein, wenn man jetzt Betrachtungen über die Zeit nach Gribl anstellt.

aus Ausgabe 01/2019

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