Ausgabe SA 02/2017 · Privathäuser

Haus mit Ausblick

Die Wohnkonzepte der Moderne unterscheiden sich nur wenig. Das hat seinen Grund: Simplizität und Funktionalität sind die beiden unumstößlichen Prinzipien der klassischen Moderne, die sich als asketische Antwort auf den historistischen Baustil des frühen 20. Jahrhunderts versteht. Bewusst schlicht gibt sich die Architektur. Allein architektonische Funktionen sollen die Gestaltung definieren. Die eingesetzten Baumaterialien sind vor allem Stahl, Glas und Beton. Doch Freude machen solch extrovertierte, mit ihren großen Glasflächen nach außen gekehrte Häuser in dicht bebauten Siedlungen erst dann, wenn Funktion und Form tatsächlich bis ins Detail harmonieren. Das verlangt vom Bauherrn und vom Architekten, dass sie bereit sind, in Qualität zu investieren. Der eine mit Geld. Der andere mit Grips.

Seit etwa zehn Jahren erobert die Bauhaus-Architektur – oder was immer sich unter diesen Begriff zwängen lässt – auch die Neubausiedlungen in Bayerisch-Schwaben. Das neue, moderne Einfamilienhaus muss in Weiß gehalten sein. In Ausnahmefällen wird neben einem Flachdach noch ein Satteldach akzeptiert. Der Baukörper muss a prima vista den Eindruck eines Würfels oder eines Quaders vermitteln, damit auch der Laie den Eindruck hat, die Architektur orientiere sich an den Prinzipien der berühmten Weimarer Architektur- und Designschule der 1930er-Jahre.

Ein Gebäude mit den angeführten Attributen ist aber deshalb noch lange nicht ein Objekt, das dem Leitbild des Bauhauses gerecht wird.

aus Ausgabe SA 02/2017

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