Ausgabe 01/2015 · Bayrisch-Schwaben

Bayrisch. Schwäbisch. Täglich.

Während in der Ukraine die Waffen sprechen, sich das Heilige Land in unheiligen Kriegen verstrickt, Italien von Tausenden Flüchtlingen überrannt wird, auf der iberischen Halbinsel nahezu jeder zweite Jugendliche arbeitslos ist, der Südosten nach wie vor das Armenhaus Europas ist und die Griechen es es nicht wahrhaben wollen, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben, ist Deutschland und insbesondere Bayerisch-Schwaben eine Insel der Seligen. Für den ökonomischen Wohlstand, das gesellschaftliche Miteinander, den kulturellen Reichtum und die blühenden Landschaften haben die Menschen, für die die Region zwischen Donau und Bodensee Heimat ist, hart gearbeitet und zusammengehalten, wenn Schicksalsschläge und Katastrophen ein Dorf oder Familien heimsuchten. Jetzt sagt man den bayerischen Schwaben und insbesondere den Allgäuern nach, dass sie ausgeprägte Individualisten sind und sie allem, was ihnen nicht vertraut ist, eher mit Zurückhaltung und Vorsicht begegnen. Doch dies ist eine Zuschreibung, die nur die halbe Wahrheit ist. Vor allem dann, wenn Menschen aus fremden Ländern und fremden Kulturen in Bayerisch-Schwaben ihr Glück finden wollen. Die Skepsis der Einheimischen weicht schnell, wenn die Neuankömmlinge mit den schwäbischen Tugenden wie Rechtschaffenheit, Fleiß und Zielstrebigkeit halbwegs zurechtkommen. Bayerisch-Schwaben kennt grundsätzlich keine Ausländerfeindlichkeit, keinen Rassismus, keine Islamophobie und keinen Antisemitismus, wenn man von den paar Verrückten und Ewiggestrigen absieht. So wie die Schwaben die Sudetendeutschen, die italienischen und türkischen Gastarbeiter und zuletzt die Russlanddeutschen empfangen haben, zeigt heute die überwiegende Mehrheit der Schwaben Verständnis und Hilfsbereitschaft für die Kriegsflüchtlinge aus Syrien, dem Jemen oder Afghanistan.

Bayerisch-Schwaben ist – und da hört der Spaß auf – im Kern eine Region, wo alles seine Ordnung haben, alles seinen Gang gehen muss. „Miteinander schwätze und miteinander schaffa“ bestimmen den schwäbischen Lebensrhythmus. Für die Jubiläumsausgabe der edition:schwaben haben Julika Jahnke, Manuela Matthäus, Jürgen Schmid, Wolfgang Oberressl (Text) und Eckhart Matthäus und Fred Schöllhorn (Bild) den schwäbischen Alltag erkundet. Es waren Begegnungen und Gespräche, die keineswegs spektakulär verlaufen sind. Doch die Menschen, auf die wir getroffen sind, sorgen mit vielen tausend anderen Frauen und Männern in Schwaben dafür, dass es in der Region rundläuft. Im Vereinsleben, im Geschäft, in der Kinderbetreuung, in Forschung und Entwicklung, beim Bierbrauen, beim Sport, im Verkehr, im Tourismus, in der Rechtspflege. Die 21 Miniaturen sind ein fragmentarischer Streifzug durch die Region. Die Menschen stehen beispielgebend für das, was Bayerisch-Schwaben stark und ausmacht.

aus Ausgabe 01/2015

Das besondere Magazin für die erfolg-
reichen Seiten einer Region wurde
ausgezeichnet mit dem Bayrischen
Printmedienpreis 2010
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