
Manche Landräte geben sich nicht damit zufrieden, als oberste Kommunalbeamte die Geschäfte ihres Landkreises zu besorgen. Sie wollen mehr. Viel mehr. Sie wollen wie einst die Landvögte über ihre Untertanen herrschen und alles kontrollieren, was sich in ihrem Gäu so tut. Sie erwarten es als angemessene Form der Ehrerbietung, dass die Honoratioren vom Bürgermeister bis zum Feuerwehrkommandanten stramm stehen, wenn sie sich etwa zum 25. Gründungsjubiläum eines Kanarienzüchtervereins einfinden und huldvoll ihre Grußworte entbieten.
Ein besonderes Exemplar bayerischer Obrigkeit ist Christian Knauer, seit 2002 amtierender Landrat des Landkreises Aichach-Friedberg. In seinem absolutistischen Eifer, seinen Schutzbefohlenen den rechten Weg zu weisen, hat er sich Anfang des Jahres der Leiterin der Mittelschule in Mering, Ingeborg Pfaffinger, angenommen. Die Rekto- rin hatte sich erlaubt, gegen die politische Entscheidung öffentlich aufzumucken, ihre Schule zugunsten eines Gymnasiums aufzugeben. „Das steht ihr nicht zu“, polterte der Landrat. Pfaffingers Wortmeldung war ein klarer Verstoß gegen die Subordination, den Knauer nach seinem Verständnis von Recht und Ordnung in seinem Landkreis natürlich nicht dulden konnte. Wo kämen wir auch hin, wenn eine mündige Bürgerin in Staatsdiensten freimütig ihre Meinung kundtun würde, ohne vorher den Landrat zu fragen.
Der etepete Knauer scheint bei seiner Schelte allerdings nicht bedacht zu haben, dass er sich damit ohne Not mit einer Oberbehörde der Bayerischen Staatsregierung, dem Bayerischen Staatsrundfunk, angelegt hatte. Dort gibt seit zehn Jahren im Sender „Bayern 1“ die Kantinenfrau Pfaffinger die regierungsamtliche Marschrichtung vor, was unter dem weiß-blauen Himmel Sache ist. Und die hat sich bei ihren Sagern noch nie den Mund verbieten lassen, wenn sich ein Großkopferter aus der bayerischen Beamtenkaste vergaloppiert hatte. Vor einer Frau Pfaffinger ziehen sogar BR-Moderatoren wie ein Tilman Schöberl den Kopf ein, der immerhin im Bayerischen Fernsehen unter Aufsicht des staatlichen Rundfunkrates „Jetzt red i“ sagen darf.
Wenn sich der liebe Aichacher Landrat vor seiner Tirade gegen die Meringer Schulleiterin nur die Mühe gemacht hätte, in der Biografie von Frau Pfaffinger ein wenig nachzuforschen. Mit einer Frau Pfaffinger zankt man sich einfach nicht, wenn man sich nicht dem Gespött der kleinen Leute ausliefern möchte. Möchte man meinen. Denn hinter der Kantinenfrau des BR verbirgt sich die Volksschauspielerin Christiane Blumhoff, die im „Königlich Bayerischen Amtsgericht“ der Obrigkeit schon öfter die Leviten gelesen hat. Aber wer weiß, wo Christian Knauers wahre Berufung liegt.
Was Landrat Knauer unter korrekter Meinungsäußerung versteht, lässt sich im aktuellen Jahrbuch des Landkreises, „Altbayern in Schwaben“, nachlesen. Dort wird Otto Dickel, ein Apologet nationalsozialistischen Gedankenguts, auf 21 Seiten gewürdigt. Das findet Knauer nicht anstößig,


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