Die beiden Koreaner Dong-Hwan Lee und Ji-Woon Kim schenken dem Theater Augsburg weit mehr als ihre Stimme.
Der klassischen Musik wird hierzulande oft ein schleichendes Verkümmern, ja, manchmal schon der baldige Tod prophezeit. Doch wie kann das sein, fragt man sich, wenn zugleich die wohl komplizierteste Form der europäischen Kunstmusik – die Oper – noch immer ein wahrer Exportschlager ist? Gerade in den wirtschaftlich aufblühenden asiatischen Tigerstaaten ist die klassische Musik, wie wir sie kennen, etablierter denn je. Wie selbstverständlich und hoch angesehen sie etwa in Südkorea ist, merkt man rückwirkend inzwischen auch schon in Deutschland: asiatische Nachwuchsmusiker und -musikerinnen strömen jedes Jahr in großer Zahl hierher. Sie sind in ihrer Heimat ganz selbstverständlich mit „unserer Musik“ aufgewachsen und wollen nur eins: ein Leben lang auf der Bühne stehen. Mit diesem Ziel vor Augen kamen auch Ji-Woon Kim und Dong-Hwan Lee aus Südkorea vor einigen Jahren hierher. Mittlerweile sind sie feste Ensemblemitglieder am Theater Augsburg.
In der doppelten Ausbildung liegt für Katharina John, Chefdramaturgin am Theater Augsburg, auch der Hauptgrund, warum deutsche Bühnen oft dem Nach- wuchs aus Fernost den Vorzug geben: Unter den Anfängern, die sich um ein festes Engagement bemühen, gehören sie dadurch meist zu den professionellsten Bewerbern. Katharina John erinnert sich noch genau an das Vorsingen des damals 30-jährigen Baritons Dong-Hwan Lee an ihrem Haus. Auch daran, dass es nicht allein seine Routiniertheit war, welche die künstlerische Leitung für ihn einnahm. Es ergab sich vielmehr eine „Liebe auf den ersten Blick“, wie John bemerkte: „Er hat schon so unglaublich schön und professionell gesungen und hatte, gerade auch für sein Alter, einen guten Stand erreicht.“
Inzwischen ist Dong-Hwan Lee seit gut einem Jahr in Augsburg. Nach Deutschland kam er, als er schon seinen Bachelor-Abschluss im Fach Gesang absolviert hatte. Als Grundschüler in seiner Heimat, südlich von Seoul, hatte er wohl mindestens genauso viel klassische Musik um sich wie hier ein deutscher Schüler. Und das hat historische Gründe: Durch die japanische Besetzung Koreas bis zum Jahr 1945 wurde die Hof- und Volksmusik des Landes fast vollkommen verdrängt. Die westliche Musikkultur nahm, nach japanischem Vorbild, ihren Platz ein. Seither ist sie das, was ein Koreaner meint, wenn er von »Musik« spricht. Befördert wurde dieser Trend zusätzlich durch das Christentum, das mit seinen Bräuchen und seiner Kultur in Korea schon lange stark verbreitet ist. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung sind Christen. Sie sind weit zahlreicher als Buddhisten oder Konfuzianer.



AUSGABENARCHIV
02/2006
03/2006
04/2006
01/2007
SA 01/07
02/2007
03/2007
SA 02/07
04/2007
01/2008
SA 01/08
02/2008
03/2008
SA 02/08
04/2008
01/2009
02/2009
03/2009
SA 01/09
04/2009
01/2010
SA 01/10
02/2010
03/2010
SA 02/10
04/2010
SA 01/11
02/2011
03/2011
SA 02/11
04/2011
01/2012
SA 01/12
02/2012
03/2012
SA 02/12
04/2012
01/2013
SA 01/13
02/2013
03/2013
04/2013
01/2014
SA 01/2014
02/2014
03/2014
04/2014
01/2015
SA 01/2015
02/2015
03/2015
04/2015
01/2016
SA 01/2016
02 / 2016
03 / 2016
04/2016
01/2017
SA 02/2017
02/2017
03 / 2017
04/2017
01/2018
SA 02/2018
02/2018
03/2018
04/2018
01/2019
02/2019
03/2019
01/2020
02/2020
03/2020
04/2022
01/2023
02/2023
Architektur
03/2023
04/2023
01/2024
02/2024
Architektur
03/2024
04/2024
01/2025
02/2025
Architektur
03/2025