Ausgabe 03/2014 · Architektur

Ein Haus mit Seele

Manchen Häusern sieht man es auf den ersten Blick an, dass es eine Freude sein muss, in ihnen zu leben und zu wohnen. Ein solch außergewöhnliches Objekt steht heute in der Burggasse in Zusmarshausen. Noch vor drei Jahren hätte sich jeder gesträubt, dort einzuziehen. Erst seit ein Unternehmer mit einem Gespür und Faible für alte Häuser sich des heruntergekommenen Bauernhauses annahm, erfreut es sich eines zweiten Lebens.

Wenn Hans Wipfler durch seine schwäbische Landschaft fährt, kommt er unwillkürlich ins Grübeln, wenn er sieht, wie da ein altes Haus dem Verfall preisgegeben ist, dort ein einstmals stattliches Anwesen einem nüchternen Neubau weichen musste. Der Unternehmer braucht sein Zusmarshausen gar nicht zu verlassen, um zu erleben, dass vormals stolze Bürger- und wohlproportionierte Bauernhäuser manchmal über Nacht aus einem ihm lange vertrauten Ortsbild verschwinden und schmerzhafte Lücken in das in Jahrzehnten gewachsene Gefüge eines Dorfes reißen. Diese Geringschätzung der alten schwäbischen Baukultur geht ihm bereits seit Jahren gegen den Strich, und Hans Wipfler belässt es nicht bei Kritik und Bedauern. Er kauft gefährdete Objekte und renoviert sie mit einer Akribie, dass der Denkmalschutz seine reine Freude daran haben müsste. Es ist zwar kein ganz billiges Hobby, das sich Wipfler da angelacht hat, aber umso größer ist seine Genugtuung, wenn er ein Haus vor der Spitzhacke retten kann.

Das Haus Nr. 8 in der Burggasse in Zusmarshausen, keine hundert Schritte vom Kirchplatz entfernt, ist seine jüngste architektonische Wohltat. Eine Ärztefamilie ist nun in den Genuss gekommen, als Erste in das ehemalige Bauernhaus mit stuckversetzten Räumen und liebevoll restaurierten alten Wandmalereien einziehen zu können. Sie scheint ebenfalls ein Gefühl dafür zu haben, was sich ein solches Haus an Ästhetik und Wohnkultur von seinen neuen Bewohnern wünscht.

aus Ausgabe 03/2014

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