Die Dierig Holding hat der Stadt Augsburg auf dem ehemaligen Schlacht- und Viehhof einen „Place to be“ geschenkt. Auslöser und unternehmerische Motivation für das Vorhaben war die an Auszehrung leidende Pensionskasse für die betriebliche Altersversorgung der Mitarbeiter des ehemaligen Textilkonzerns.
Wenn schwäbische Gemeinden heute nach ihrer verlorenen Mitte suchen, wenn Städte wie Kempten (unverschuldet) und Gersthofen (selbstverschuldet) seit Jahren in der Stadtmitte in ein großes, gähnendes Loch blicken, dann blieb Augsburg kurz nach der Jahrtausendwende der Niedergang eines früher äußerst geschäftigen Innenstadtviertels erspart. Die Stadt selbst hat allerdings als Grundstücksbesitzerin kein vernünftiges Konzept gehabt oder gar einen nennenswerten Beitrag geleistet, um das architektonisch äußerst reizvolle Ensemble in ihrem urbanen Kernbereich vor einer kümmerlichen Existenz zu bewahren. Die Familie Dierig, alter deutscher Industrieadel aus Schlesien und längst geschätztes Mitglied im Kreis eingesessener Augsburger Unternehmerfamilien, hat nämlich der Stadt Augsburg – quasi auf dem Silbertablett – ein neues, vitales innerstädtisches Quartier serviert. Das Gelände an der Proviantbachstraße, das bis 2004 über hundert Jahre der Stadt als Schlacht- und Viehhof gedient hatte, ist heute ein Musterbeispiel dafür, wie ein vormals prägendes städtebauliches Viertel, das zuletzt seine Funktion verloren hatte, zu neuem Leben erweckt werden kann, wenn ein findiger Unternehmer zielstrebig eine Idee verfolgt und die richtigen Verbündeten dafür gewinnt. Gut 11 Millionen Euro hat die Dierig Holding (Umsatz 2013: 72,3 Millionen Euro; Mitarbeiter 2013: 194) bis heute in die Hand genommen, um die Immobilie so zu entwickeln, wie sie sich heute präsentiert.
Heute ist das ehemalige Augsburger Schlachthofgelände von der Qualität mindestens ein ebenso attraktiver Treffpunkt für Jung und Alt, für Einheimische und Besucher, wie es das einstmals verrufene, inzwischen längst umgekrempelte und heute hippe New Yorker Schlachthofgelände „Meatpacking District“ im Südwesten von Manhattan ist. Wo in New York der Hudson River fließt, verläuft in Augsburg der Lech. Wo in New York die 9th Avenue und die 14. Straße verlaufen, bildet in Augsburg die Proviantbachstraße die Grenze. Nichts deutet mehr auf die ausgeschlachteten Tierkörper, die Männer in blutigen Schürzen hin. Geblieben ist hier wie dort nur die warme, rötliche, in Teilen identische Backsteinarchitektur aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Nur ein Traditionsunternehmen für den Fleischereibedarf, die Firma Walter Wiedemann, und das bayerische Ausbildungszentrum für das Fleischerhandwerk zeigten im südöstlichen Zipfel des ehemaligen Vieh- und Schlachthofs immer wieder Flagge und investierten großzügig in den Standort. Im Jahr 2000 feierte das Familienunternehmen Walter Wiedemann sein 100-jähriges Firmenjubiläum mit dem Neubau eines modernen Geschäftslokals mit 2.000 Quadratmeter Verkaufs-, Lager- und Ausstellungsfläche. Der Fleischereiverband setzte 2009 mit einem Neu- und Umbau seines Bildungszentrums einen markanten architektonischen Akzent an der Amagasaki-Allee. Der Würfel mit seiner changierenden Glasfassade erhielt 2010 wegen seiner ästhetisch auffälligen Gestaltung den Thomas-Wechs-Preis.



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