Ausgabe 01/2016 · IHK Schwaben

Das Zeugnis des Präsidenten

In der IHK Schwaben herrscht nicht erst seit gestern dicke Luft. Die Art und Weise, wie Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank agiert, empfinden viele Mitglieder längst als Zumutung. Doch keiner will der Erste sein, der seinen Unmut öffentlich äußert und ihm die rote Karte zeigt. Die Granden der IHK fürchten nämlich, das Standing ihres Präsidenten zu beschädigen, wenn einer aus ihren Reihen den Rückzug von Saalfrank fordert.

Ein interner Plan, der unter den Mitgliedern des Kammerpräsidiums inzwischen die Runde macht, um vorzeitig die Saalfrank-Nachfolge zu regeln, ist ein deutliches Signal, wie es um das Binnenklima der IHK bestellt ist. IHK-Präsident Dr. Andreas Kopton, schon immer auf Harmonie bedacht, zeichnet hingegen ein völlig anderes Bild. Doch die Antwort, die Kopton auf schriftliche Anfrage der edition:schwaben geliefert hat, ob es zuletzt vermehrt Kritik von Kammer- und Präsidiumsmitgliedern an Saalfrank gegeben habe, macht stutzig. Kopton hat sich nämlich zur Verteidigung seines Hauptgeschäftsführers nur einen einzigen Satz einfallen lassen: „Das Präsidium sieht keine Veranlassung, Kritik am Führungsstil von Herrn Saalfrank zu üben.“ Diesen Satz kann jetzt jeder lesen, wie er will! Wenn etwa ein Parteipräsidium seinem Generalsekretär in dieser Form das Vertrauen ausspricht, dann steht in der Regel sein Nachfolger bereits im Vorzimmer. Sollte es sich jedoch um die Wertung in einem Arbeitszeugnis handeln, dann hätte der Arbeitgeber schlechte Karten. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes muss nämlich ein Arbeitszeugnis „wohlwollend“ formuliert sein und darf das berufliche Fortkommen nicht unberechtigt erschweren (BGH 26. November 63, DB 1964, S. 517).

Es sind auf den ersten Blick nur Personalien, die man unter der Rubrik „Reisende soll man nicht aufhalten“ abhaken könnte, wenn sich die Personen nicht allesamt aus dem unmittelbaren Umfeld des IHK-Hauptgeschäftsführers Peter Saalfrank verflüchtigen würden. Vier Beispiele: Dr. Eva Vesterling, seit gut fünf Jahren Sprecherin der Geschäftsführung der IHK Akademie Schwaben, verlässt das Unternehmen. Der frühere IHK-Pressesprecher Martin Lober hatte nach zwei Jahren unter Saalfrank die Segel gestrichen und reihte sich lieber an Position Nr. 3 im Team Öffentlichkeitsarbeit der Kreissparkasse Ludwigsburg ein. Seine Nachfolgerin Natascha Zödi-Schmidt ist ebenfalls nicht mehr in Diensten der IHK Schwaben. Sie ist heute Leiterin des Stabsbereichs Kommunikation am Haus der Bayerischen Geschichte. Auch die heutige Augsburger Wirtschaftsreferentin Eva Weber und der Geschäftsführer von Carbon Composites, Alexander Gundling, haben nicht ganz zufällig die IHK verlassen. Die Geschichte personeller Absetzbewegungen aus dem Saalfrank-Beritt ließe sich bis in sein Vorzimmer fortschreiben. Selbstverständlich herrscht unter allen Beteiligten Stillschweigen darüber, welche Gründe ausschlaggebend gewesen sein mögen, sich von der IHK Schwaben zu trennen. Man hält sich bis zur Halskrause bedeckt.

aus Ausgabe 01/2016

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