Zwei Naturschönheiten, die besonders Frauen ansprechen, kann man nur im schwäbischen Wemding gemeinsam begegnen: Fuchsien und Tennessee Walking Horses. Die Fuchsie aus der Pflanzenfamilie der Nachtkerzen- gewächse hat im Donau-Ries deshalb so viele Liebhaber, weil ihr Namenspatron, der Wemdinger Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs (1501-1566), bis heute der berühmteste Sohn der Stadt ist; die Tennessee Walking Horses (TWH), weil Wemding Europas größtes Zucht- und Trainingsgestüt dieser amerikanischen Pferderasse in ihren Stadtmauern beherbergt. Die zehn Hektar große „Josef’s Walkaway Farm“ ist das Pferde-Himmelreich von Denise Bader-Keyser, der 25-jährigen Tochter eines schwäbischen Unterneh- mers, und ihres Mannes Russell „Walker“ Keyser.
Auf dem weitläufigen Gelände des Gestüts stellt der Besucher schon nach wenigen Minuten fest, dass kein Gespräch ohne den englische Begriff „Walker“ oder einer Abwandlung dieses Wortes auskommt. Denn im Südwesten Wemdings „is everybody walking“, ob Vier- oder Zweibeiner. Aber die, um die sich hier alles den lieben langen Tag dreht, und die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, sind nicht die schlanken Amazonen, die mit ihren SUVs rasant das Gestüt ansteuern und bei einer Abendgesellschaft mit Gewissheit die Blicke der Männer auf sich ziehen, sondern „sehr freundliche, nervenstarke, leichttrittige und intelligente Pferde“ (Denise Bader-Keyser). Es sind in der Fachsprache des Reit- und Fahrsports „Walker“ und gehören zur Gruppe der so genannten Gangpferde.
Es sind Tiere, die statt der drei geläufigen Grund-Gangarten Schritt, Trab und Galopp eine oder mehrere der Sonder-Gangarten wie Paso, March, Foxtrott oder eben den Walk zeigen. Alle diese Bewegungen sind eine Variation des Schritts, also eine Viertakt-Gangart. Ziel ist immer eine gleitende, fließende Be- wegung, die den Reiter möglichst erschütterungsarm über den Parcours oder über Stock und Stein trägt. Für die burschikose Gestütsherrin, die sicherlich auch einen Mustang zu zähmen wüsste, ist das Walking ein „sanftes Reiten wie auf einer Wolke“, denn einer der vier Hufe berührt stets den Boden. Hätten eine Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744-1818), die spätere englische Königin Charlotte, einen „Tennessee Walker“ satteln können, hätte sie auf ihre vielen engen Sänften verzichten können, weil sie von einem solchen Vierbeiner um vieles sanfter und bequemer durch Londons City getragen worden wäre. Dieses Schweben auf dem Pferderücken macht die Tennessee Walking Horses zu wahren Lieblingen der Damenwelt. „Diese Pferde lassen sich einfach gerne auf Menschen ein“, ist die viel schlichtere Begründung der Herrin des Gestüts. Selbst von der Wirbelsäule geplagte Herrenreiter finden mit einem Tennessee Walker wieder Freude am Sport. Denise Bader-Keyser, die unentwegt über ihr Gestüt und ihre tägliche Arbeit mit den Pferden plaudern kann, macht sogar jenen über 50-jährigen Mut, die noch nie in einem Sattel gesessen haben, es einmal bei ihr auf einem Rücken eines Tennessee Walkers zu versuchen: „Man sitzt so komfortabel wie auf einer Couch.“ …



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