Ausgabe 01/2012 · Peter Saalfrank

Vom Haudegen zum Mentor

IHK-Hauptgeschäftsführer haben in der Vergangenheit immer die wirtschaftspolitische Bühne in der Region dominiert. Ein solcher Feldherr war Dieter Münker, der sich ab und an sogar in der Rolle des Präsidenten wähnte. Sein Nachfolger Peter Saalfrank konnte unter der Ägide von Hannelore Leimer ebenfalls den starken Mann spielen. Seit Andreas Kopton IHK-Präsident ist, ist es um Saalfrank ruhiger geworden. Er hat den Säbel abgelegt und gibt sich heute viel geschmeidiger als in der Vergangenheit.

Hauptgeschäftsführer und CEO der IHK-Schwaben zu sein, hieß für viele Jahre, sich in jedes landespolitische Scharmützel werfen zu müssen, wenn es um Standort- und Infrastrukturpolitik ging und die Bayerische Staatsregierung die Oberbayern oder die Franken zum Ärger der Schwaben immer wieder bevorzugt bediente. Es waren jedoch selten die Allgäuer, die Günzburger oder die Neu-Ulmer, die für ihre Anliegen der Unterstützung und vor allem der fachlichen Kompetenz der Industrie- und Handelskammer bedurften. Diese fanden in München ohne IHK oft mehr Gehör, weil immer einer ihrer politischen Repräsentanten oder machtvollen Industriellen spezielle Beziehungen zu den Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß, Max Streibl oder Edmund Stoiber unterhielt.

Das Problem für die Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben war über 30 Jahre vielmehr die politische Sprachlosigkeit oder besser die Bedeutungslosigkeit des bayerisch-schwäbischen Oberzentrums Augsburg. Daran hat sich zwar im engeren Sinn bis heute nichts geändert, aber die Region insgesamt hat sich seit Beginn der Globalisierung wirtschaftlich zu einem solchen Schwergewicht in Bayern entwickelt, dass die Staatsregierung gut beraten ist, genau hinzuhören, wenn der Regierungsbezirk strukturelle Wünsche anmeldet. Schwäbische Maschinenbaufirmen, die Automobilzulieferindustrie, die Raum- und Luftfahrtechnik und Unternehmen, die im Sog des Marktführers SGL Carbon die Entwicklung der Kohlefasertechnologie vorantreiben, sind längst keine „Hidden Champions“ mehr. Sie alle haben die Chancen der Globalisierung in den vergangenen 15 Jahren in extenso genutzt und sich in ihren Marktsegmenten zu wahren Champions gemausert. Peter Saalfrank brachte es in einem Gespräch mit edition:schwaben auf den Punkt: „Wir sind heute ein Produktionsstandort erster Güte. Die Industrie ist heute die Seele der Wirtschaftsregion.“ …

aus Ausgabe 01/2012

Das besondere Magazin für die erfolg-
reichen Seiten einer Region wurde
ausgezeichnet mit dem Bayrischen
Printmedienpreis 2010
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