Ausgabe SA 01/2014 · Werner Aisslinger

Werner Aisslinger Wohnutopie

Architektur und Utopien: Das ist eine lange Liaison, ob immer glücklich, mag bezweifelt werden. Von den Wohnmaschinen eines Corbusier über die Träume von technoiden Stadtlandschaften bis hin zu Kolonien auf dem Meeresgrund oder gar im All. Seltsam nur, dass die visionären Architekten und Stadtplaner dabei so gut wie keine Vorstellungen vom Wohnen hatten: „Irgendwann kam immer der Mond darin vor“, sagt Werner Aisslinger im Rückblick auf die Utopien der 1960er-Jahre. Aber wie hätte man sich eigentlich das Wohnen vorstellen sollen? Eine Schrankwand auf der Mondstation, eine Nasszelle unter Wasser, das Wohnzimmer in einer fliegenden Kolonie wie im Film „Avatar“?
Aisslinger, der namhafte und mit Jury-Preisen für seine Produktentwürfe ausgezeichnete Designer, Jahrgang 1964, ist ein Ausnahme-Kreativer: Nicht nur, dass er über die mehr als zwanzig Jahre seiner Entwurfstätigkeit immer wieder mit ungewöhnlichen und „unbequemen“ neuen Materialien arbeitete (z. B. ein Gel aus der Medizintechnik als Polsterersatz), er nimmt sich auch die Freiheit für die Beschäftigung mit Utopien. Auf einem Nebenschauplatz einmal nicht den Formbedarf an Tischen, Gläsern und Geräten bedienen, sondern einen Blick auf die Zukunft werfen, worin all die Dinge des Alltags ihre Benutzer einmal treffen sollen. „Mir geht es um Ideen, die das Leben schrittweise verbessern“, sagt er, und aus seinem Munde klingt das gar nicht pompös, sondern macht neugierig auf die Details.

aus Ausgabe SA 01/2014

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