Die Bauherren Susanne und Martin Wachter hatten eine klare Vorstellung. Sie wünschten sich „ein Haus mit viel Gefühl“ und zugleich ein architektonisches Unikat. Das Anwesen sollte die Schönheit und die wechselnden Stimmungen der Allgäuer Landschaft im Lauf der Jahreszeiten einfangen und zugleich ein Hort der Intimität und der Geborgenheit sein. Die Hindelanger Familie, durch ihr Baustoff-Unternehmen hochwertiger Architektur seit Jahrzehnten verbunden, wollte eine inspirierende Wohnskulptur für die Sinne.
Solche Wünsche gehen im Oberallgäu eigentlich nicht in Erfüllung. Doch heute steht am Rande der beschaulichen Marktgemeinde Bad Hindelang ein Haus von einer Qualität und einem Flair, das man eher in den Santa Monica Mountains von Los Angeles County oder über dem italienischen Hafenstädtchen Portofino vermuten würde.
Die Entstehungsgeschichte dieses Gebäudes klingt unglaublich: Ein weißer Schmetterling ist auf den Allgäuer Bergwiesen durchaus ein vertrautes Bild, aber ein weißes Anwesen in der Form eines Falters war bis dato in und um Bad Hindelang unvorstellbar. Martin Wachter wollte zuerst das alte, freistehende Elternhaus auf einem 2.000 Quadratmeter großen Hanggrundstück, umgeben von sanften Bergwiesen, umbauen. Nach der Bayerischen Bauordnung stellte selbst eine großzügige Erweiterung außerhalb des Ortskerns kein Problem dar. Als sich jedoch nach einer ersten Planungsphase abzeichnete, dass ein Neubau kostengünstiger ausfallen würde als eine Modernisierung, hielt der Bauherr inne und überdachte seine Vorstellungen.
Wenn es schon ein Neubau werden sollte, dann wollten Susanne und Martin Wachter keine Kompromisse eingehen. Ihr Wunschhaus sollte sich an mehreren Prämissen orientieren: Erstens sollte das Gebäude ein „Haus zum Wohlfühlen und mit ganz viel Stimmung“ werden. Es sollte ein Höchstmaß an Geborgenheit bieten und erkennbar ein Rückzugsort ins Private werden. Zweitens sollte sich der Neubau harmonisch in die Landschaft einfügen und dem exponierten Standort gerecht werden.
Drittens wünschte sich das Ehepaar ein Wohnhaus, das nicht der gewohnten orthogonalen Formgebung folgen sollte. Der Hintergrund war, dass die Funktion und die Zuordnung der Räume die Form des Gebäudes bestimmen sollte und nicht umgekehrt. Das Haus sollte von innen heraus konzipiert werden und sich zur Landschaft öffnen, weil die Familie mit der Natur und den wechselhaften Stimmungen der Jahreszeiten leben wollte. Viertens sollten für die beiden Kinder separate Wohnbereiche entstehen, in denen sie sich ihr eigenes kleines Reich einrichten können. Fünftens sahen die Bauherren eine großzügige Wellness-Landschaft vor.
Nachdem der Wunschkatalog auf dem Tisch lag, war Architekt Klaus Kehrbaum gefragt: „Der Auftrag lautete: Ich solle ein architektonisches Unikat schaffen, das der Persönlichkeit des Hausherrn entspricht.“ Das Hanggrundstück mit einem fantastischen Ausblick über den Talkessel nach Süden auf die Hindelanger Hausberge war für eine extravagante Architektur wie geschaffen. Kehrbaum ging für seine Bauherren auf die Suche nach einer „Skulptur“ und landete schließlich nach intensiven Gesprächen mit Susanne und Martin Wachter bei weichen Formen, geschwungenen Linien, die aus der europäischen Architektursprache in den letzten drei Jahrzehnten nahezu verschwunden waren.
Die Wachters mögen keine handsamen Bauherren gewesen sein, da sie sich intensiv in und detailliert in die Planungsphase einbrachten. Ihr persönlicher Lebensstil, ihr Feingefühl für Formen und Farben, ihr Gespür für die Zuordnung von Räumen sollten sich ohne Abstriche in der Architektur wiederfinden. Das Anwesen sollte Harmonie und Lebensfreude atmen. Mit ihrer Kreativität und ihren Ansprüchen an Qualität forderten sie Klaus Kehrbaum als Architekten offensiv heraus.