Ausgabe SA 01/12 · Garten & Zäune

Augsburgs historische Gärten

Augsburg war einmal eine prachtvolle Gartenstadt und beispielhaft für die Gartenkunst im 18. Jahrhundert. Reiche Bürger legten sich im 18. Jahrhundert großzügige Anlagen mit eleganten Terrassen und Parterres zu, die sowohl zu Repräsentationszwecken, als auch als Bühne für Feste und zur eigenen Erbauung dienten.

Die symmetrisch angelegten Beete waren mit kunstvollen Ornamenten aus Buchsbaumhecken, farbigem Kies und niedrigen Blütenpflanzen versehen, die sich nur von den höheren Stockwerken der angrenzenden Gebäude aus ganz überblicken ließen. Heimische Baumarten und exotische Pflanzen begleiteten Wege und Pfade. Im Zentrum der Anlage befand sich häufig ein Wasserbecken mit Fontäne.

Parterres waren die wesentlichen Elemente der Gartengestaltung von der Renaissance bis zum Rokoko. Sie stellen ästhetisch ein Bindeglied zwischen Architektur und übriger Gartenanlage dar, deren Bestandteile nach damaliger Auffassung umso „naturähnlicher“ werden sollten, je weiter sie vom Hauptgebäude entfernt lagen.

In seiner 1779 veröffentlichten Kunst-, Gewerbe- und Handwerksgeschichte der Reichsstadt Augsburg berichtete Paul von Stetten der Jüngere über die außerordentlichen Fähigkeiten der Augsburger Handwerker, Künstler und Kunsthandwerker im Gartenbau. Unter anderem findet sich eine kurze Darstellung zur Geschichte der Augsburger Gärten: „Wir hatten ihrer (Gärten) zu allen Zeiten sehr viele sowohl in der Stadt als auch vor den Thoren. Es ist aber sehr natürlich, dass die wenigsten zur Pracht angelegt sein konnten, die meisten waren Küchen- oder Baumgärten, zumal in der alten Zeit ohne Zierlichkeit, blos ländlich angelegt. Vielleicht in der That angenehmer als manche künstlich angelegten, weilen mehr Natur darinnen herrschte. Mit zunehmenden Reichtümern und steigender Üppigkeit suchte man auch hier zu verschönern.“

Leider sind alle diese Gärten, die in einer wunderbaren Kupferstichserie wiedergegeben sind, die von Johann Thomas Kraus gezeichnet und von Martin Engelbrecht verlegt wurde, im Lauf der Zeit aus dem Stadtbild verschwunden. Naturgemäß sind Gärten einem ständigen Wandel durch Wachsen und Absterben der Pflanzen unterworfen. Ihre Schönheit vergeht unversehens, wenn sie das Jahr über nicht unermüdlich gehegt, gepflegt und von Zeit zu Zeit erneuert werden. Gartenkunst ist eben vergänglich. Augsburgs schönste Gärten leben nur mehr auf grafischen Darstellungen des 18. Jahrhunderts.

Auch zu Paul von Stettens Zeit, von 1792 bis 1806 Stadtpfleger in Augsburg, war die Gartengestaltung durchaus modischen Entwicklungen unterworfen und die hier abgebildeten Anlagen sind um 1770 sicher nicht mehr so gefällig gewesen, wie der rekonstruierte Garten des Schaezlerpalais heute in Augsburg belegt. Die hier abgebildeten vier Prospekte entsprechen dem Zeitstil des Gartenbaus der zwanziger und dreißiger Jahre des 18. Jahrhunderts. Bestimmend ist hier nicht der sicherlich von Stetten später geschätzte naturbelassene Garten, sondern ein nach geometrischen Formen gestalteter Garten. Grünflächen wechselten sich mit Kiesflächen ab. Die Blumenbeete wurden durch Buchsbaumhecken in verschlungenen Formen gegliedert. Eine Vielzahl exotischer Pflanzen wie Orangen- oder Olivenbäume wurden bei warmem Wetter in Kübeln zusätzlich in den Garten gestellt.

aus Ausgabe SA 01/12

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