In Neusäß hat der Architekt Manfred Lux mit Anton II ein kleines Haus gebaut, das zugleich Möbelstück ist und in Sachen Nachhaltigkeit und Ökologie Maß- stäbe setzt: Das Holzhaus kommt ohne Leim und Metall aus.
Im klassischen Sinn bildet Architektur einen Raum, in den Möbel als funktionale Objekte eingestellt werden. Nicht so beim Haus Anton. Hier ist das Gebäude selbst ein Möbelstück. Der Schlipsheimer Architekt Manfred Lux hat gemeinsam mit seinem Kollegen Antxon Cánovas die Systemreihe Anton I- III konzipiert und damit das Verhältnis von Möbel und Architektur neu definiert. Das erste Haus dieser Art – Anton II – wurde 2024 in Neusäß bei Augsburg fertiggestellt. Auf einer Grundfläche von 6,5 auf 6,5 Metern erhebt sich ein sieben Meter hoher, zwei- geschossiger Bau. Im Erdgeschoss befinden sich Garderobe, Badezimmer und ein Wohn- und Essbereich mit Küche. Hinter der Küchenwand und dem offenen Kamin führt eine Treppe in das obere Geschoss, das als Arbeits- und Schlafraum dient. Dank der steilen Wände mit einem Neigungswinkel von 70 Grad bietet das Haus trotz seiner kleinen Grundfläche einen Stau- raum von 120 Kubikmetern. Maximal genutzt wird dieser Raum durch Außenwände, die gleichzeitig als Möbel fungieren. Sofa, Regale, Schreibtisch sind in die tragende Struktur des Hauses integriert. Durch den Verzicht auf Verkleidungen bleibt das Tragwerk klar sichtbar.
GESTECKT STATT GELEIMT
Anton II ist nicht nur in seiner grenzüberschreitenden Konzeption radikal. Auch seine Bauweise ist es. Sie ba- siert auf einem Steckprinzip und ermöglicht den voll- ständigen Verzicht auf Metallteile und gesundheits- schädlichen Leim im Innenraum. Die Hölzer wurden gefräst, zu Flächenelementen zusammengesteckt und anschließend durch eine Zapfenkonstruktion mitein- ander verbunden. Konkret bedeutet das, dass sich das Haus zerlegen und neu aufstellen ließe.
Bereits seit 2017 entwickelt Manfred Lux Möbel und Rauminstallationen ohne Leim- und Metallverbindungen. An der TH Ostwestfalen-Lippe, an der er im Bereich „Baustoffe und Baukonstruktion“ lehrt, konzipierte er etwa die Einrichtung für den sogenannten Grünen Salon.