Mit Wolfgang Ott zwei, drei Stunden über Architektur und dann über Gott und die Welt zu reden, ist stets erfrischend. Welches Thema auch immer angeschnitten wird: Wolfgang Ott kommt schnell auf den Punkt. Er schleicht nicht wie eine Katze um den heißen Brei und hält mit seiner – meist sehr dezidierten – Meinung nicht hinter dem Berg, wenn Farbe bekannt werden soll. Schwabens renommiertester Architekt für Industrie- und Ge- werbebau ist alles andere als ein Weichspüler. Ott zeigt noch immer gern Kante. Als Diplomat wäre er eine echte Fehlbesetzung. Macht aber nichts, da er sich mit Leidenschaft der Architektur verschrieben hat, seit er an der Universität Karlsruhe bei dem niederländischen Architekten und Städteplaner Joe Coenen gehört und später im Stuttgarter Büro des legendären Architekten und kreativen Kopfes des Münchner Olympiageländes, Günter Behnisch, seine ersten „Lehrjahre“ verbracht hat. „Das waren Glücksfälle. Beide haben mich geprägt“, gibt Ott unumwunden zu. Er ist heute noch stolz, einer ihrer Adepten gewesen zu sein.
Wenn es um das Verständnis und die Qualität von Architektur und ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft geht, kommt Wolfgang Ott nach wie vor voll in Fahrt. Er scheut selbst dann nicht vor einer spitzen Diskussion zurück, wenn es ihm an die Nieren geht und die Tollheiten von Stadtbaumeistern oder gar Unternehmern zur Sprache kommen, die ihm so manches lukrative Projekt kurz vor dem Ziel vermasselt haben. Nach über zwanzig Jahren Berufserfahrung weiß Ott, dass ein kühner Entwurf oder eine elegante architektonische Lösung noch kein Garant für den Erfolg und Niederlagen in seinem Metier systemimmanent sind, wenn man nicht im Seichten nach Aufträgen fischt.
Allerdings wurmt es ihn immer noch, wenn ihm ein Auftrag durch die Lappen gegangen ist und er dafür keine nachvollziehbare oder akzeptable Erklärung bekommt. Wenn es arg schmerzt, nimmt er sich eben eine kurze Auszeit und zieht sich für ein paar Tage auf seine Berghütte im Allgäu zurück. Back to the roots. Ohne Strom. Das Wasser glasklar und frisch vom Brunnen vor der Haustür. Nur den Him- mel über sich und der stillen Gewaltigkeit der Berge nah. Das schärft den Blick für das Grundsätzliche, das Wesentliche.



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