Ausgabe Architektur ·

„Die Futterkrippe ist zentral im Haus“

Gerhard Huber ist seit 35 Jahren selbstständiger Schreiner- meister. Seit einigen Jahren hat er sich auf private Projekte mit besonderem Anspruch spezialisiert. Von der Gesellschaft wünscht er sich wieder mehr Wertschätzung fürs Handwerk.

Wenn ich wieder auf die Welt komme, werde ich wieder Schreiner.“ – Dieser Satz fällt gegen Ende des Gesprächs. Dabei sei er gar nicht sicher, wiedergeboren zu werden, fügt Schreinermeister Gerhard Huber aus Kissing hinzu. „Mit solchen Fragen befasse ich mich gar nicht.“ Dafür ist er viel zu sehr „down to earth“, Handwerker eben. Wobei der seit 35 Jahren Selbstständige nach eigener Aussage immer wieder zu hören bekommt, dass er eigentlich doch ein Künstler sei. In Hubers Ohren klingen die beiden Bereiche nicht widersprüchlich: Schreinerei und Kunst. „Wir nähern uns einem Projekt stets an, indem wir uns fragen, wie wir den Raum stärken können.“ Wir, das sind zehn Mitarbeiter, die zu Hubers Betrieb zählen. Das Schreinerteam hat sich seit einigen Jahren spezialisiert auf private Kunden, die gerne schön und qualitativ hochwertig wohnen.

EINE GESTALTERISCHE REISE MIT DEN KUNDEN
Ideen sind das eine. Doch wie kann man seine Kunden auf die gestalterische Entdeckungsreise mitnehmen? „Hierbei hilft uns enorm die moderne Technik“, er- läutert Huber. Er erstellt von Anfang an 3D-Simulationen seiner Entwürfe. So könnten sich die Kunden die Gestaltung des Raums wesentlich besser vorstellen als nur anhand einer zweidimensionalen Zeichnung. „Wir gehen dabei schon zu Beginn in die Details“, führt der Schreiner weiter aus. So sind beispielsweise in einem Küchenentwurf die Laufwege mit eingezeichnet, auf denen die Bewohner die Einkäufe hereinbringen. Apropos Küche: Sie ist für Huber der wichtigste Raum des Hauses schlechthin. „Die Futterkrippe: Da gehört eine Küche dazu und ein Tisch, an dem die Familie sich trifft. Bei den Räumen gibt die Häufigkeit des Gebrauchs die Richtung vor.“ Bei den verwendeten Materialien setzt er nicht aus- schließlich auf Holz, auch Metall ist für ihn ein wichtiges Element. Bei der Auswahl der Rohstoffe achtet er nur auf eines: Echtheit. Kunststoffoberflächen in Holzoptik lehnt er grundsätzlich ab. Vor Ort bei den Bauherren schaut sich Huber zuerst die Ausrichtung der Räume an. Er versucht dann, die Stärken eines Raums zu erkennen: „Was sehe ich, wenn ich aus dem Fenster schaue? Wenn in einer Richtung etwa die Berge am Horizont auftauchen, richte ich die Küchenzeile so aus, dass ich beim Arbeiten die Berge sehe.“ Oder wenn sich praktische Fragen auftun, die große Wirkungen auf die Küche haben. Es komme vor, dass der Wasseranschluss falsch gesetzt wurde. Dann überzeugt Huber die Kunden, diesen im Sinne des besten Ergebnisses nochmals zu verlegen.

aus Ausgabe Architektur

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