Christina Thalhofer wird sie bald ihr Eigen nennen können, Oliver Schumacher ebenso wie Tristan Oblinger: die erste Bildungsaktie in deutschen Landen. 2012 gehörten sie zu den allerersten Absolventen der International School Augsburg, im Sommer 2016 werden sie stolze Anteilseigner ihrer ehemaligen Schule sein. Wenn die ISA ihre Aktien emittiert, erhalten alle Alumni einen Anteilsschein im Wert von 100 Euro. Nur ganz weit oben im hohen Norden gibt es etwas Vergleichbares – die Nordakademie Pinneberg, als „Hochschule der Wirtschaft“ konsequent von Unternehmen der Region finanziert in Form einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft. Doch das visionäre Ziel der Augsburger ist – bei gleichem Geschäftsmodell – etwas anders gelagert: Irgendwann soll die Schule möglichst zur Gänze Aktionären gehören, die an der ISA ihr International Baccalaureate Diploma gemacht haben, wie das Abitur im internationalen Schulsystem heißt.
Doch woran erwerben die angehenden Aktionäre denn überhaupt Anteile, wenn sie in die ISA investieren? Zunächst einmal an Eisenbahnschienen aus Holz und einer Sammlung von Puppen, denn das Leben an der ISA beginnt im Early Learning Centre, der Vorschule für Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Schon für die Kleinsten gibt es einen Stundenplan: Auf ABC-Language folgen Snack, Play Time, Music, Lunch, Outdoor Sport und Inquiry. Oft sprechen die Kinder anfangs keine dem Lehrpersonal zugängliche Sprache: „Sometimes I feel like a circus-clown“, stöhnt die finnische Pädagogin Hanna Vehkakoski angesichts manch babylonischer Verwirrung mit einem Lachen. „Ihre“ Kinder können oft noch keine ganzen Sätze artikulieren, sie bilden das, was sie sagen wollen, in sich – „und plötzlich kommt es dann heraus“. In diesem zarten Alter lernt es sich schnell.
Schnell lernen mussten auch die Pioniere, die vor zehn Jahren den Plan verfolgten, aus dem Nichts eine internationale Schule für die Region Augsburg aufzubauen. Dieter R. Kirchmair, langjähriger Vorstand der Deutschen Bank in Augsburg, erinnert sich an den Leidensdruck, der sich in den Reihen der schwäbischen Wirtschaft aufgestaut hatte: Ein namhaftes Augsburger IT-Unternehmen wollte mehrere chinesische Spitzenkräfte an sich binden, die Verträge waren unterschriftsreif, eine letzte Frage blieb: „Wo gehen unsere Kinder in die Schule?“ Nach einer Odyssee durch Augsburg blieb Ratlosigkeit zurück: „Wer spricht mit den Kindern eine Sprache, die sie verstehen?“ Damit war die Bewerbung geplatzt. Eine bittere Pointe sollte folgen: „Man hat die Chinesen später in München gesichtet, wo es so eine Einrich- tung gab – eine internationale Schule.“ Mit Englisch als Unterrichtssprache – versteht sich.
Dass der Großraum München sogar über zwei einschlägige Institutionen verfügte – die Munich International School in Starnberg und die Bavarian International School in Haimhausen nahe Dachau – ließ besonders einem Gersthofer Spediteur keine Ruhe. Alfred Kolb von der Andreas Schmid Logistik AG hatte schon länger versucht, dicke Bretter zu bohren, war stets auf viel Zustimmung gestoßen, doch eine zielführende Initiative ergab sich nicht. Justament zum Augsburger Friedensfest 2004 wollte er einen letzten Anlauf starten, ganz bewusst in kleinster Runde. Geladen waren die hochrangigsten Vertreter von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft in der Region, Regierungspräsident Ludwig Schmid, Universitätspräsident Wilfried Bottke und IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank.



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