Die Wälder in Bayerisch-Schwaben sind Holzlieferant, Schatztruhe, Naturpark, Sparstrumpf, Territorium für Tiere und Pflanzen, Erholungslandschaft, Jagdrevier, Gemeinschaftsgut von Staat und Kommunen, Einkommensquelle für Bauern und Adelsfamilien. Der nachwachsende Rohstoff Holz ist ein ökologisches Wunderkind – etwa als Kohlenstoffspeicher – und universell verwertbar. In der Region sichern die Forste seit Jahrzehnten attraktive Arbeitsplätze. In der Forst- und Landwirtschaft, in der Industrie und im Handwerk, in der Architektur und am Bau. In den letzten Jahren wurde der Wald zudem als attraktive Form der Kapitalanlage entdeckt. Er ist heute das grüne Sparbuch der Reichen. Der Rohstoff Holz ist auch in Schwaben zum Big Business geworden.
Der deutsche Wald hat wieder Konjunktur. Spirituell und materiell. Das Buch „Das geheime Leben der Bäume“ führte über Wochen die Bestsellerlisten an, weil der schreibende Förster Peter Wohlleben einfühlsam und auf den ersten Blick einleuchtend erzählt, wie Bäume „miteinander kommunizieren, ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen“. Mit dieser romantisch-verklärenden Sichtweise hat der Autor die uralte deutsche Gefühligkeit vom wundersamen Wesen der Bäume aufs Trefflichste bedient und die Schlagzeilen der 1980er-Jahre vom sterbenden deutschen Wald aus dem Gedächtnis der Allgemeinheit getilgt.
Aber nicht nur die Sinnsucher und Naturapostel haben den Wald aufs Neue entdeckt. Seit dem Jahr 2000 haben zunehmend auch Kapitalanleger den heimischen Wald als attraktive und wertbeständige Anlageform ausgemacht und stoßen inzwischen in eine wirtschaftliche Domäne vor, die über Jahrhunderte dem Adel vorbehalten war. Aber wirklich große, zusammenhängende Waldflächen von über 100 Hektar sind Raritäten und stehen zwischen Donau, Iller und Lech äußerst selten zum Verkauf. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel: Seit der Jahrtausendwende haben in Bayerisch-Schwaben zwei große Waldungen ihren Besitzer gewechselt. Einmal mit 300 Hektar und einmal über 1.000 Hektar. Verkäufer waren die Nachkommen aus angesehenen schwäbischen Adelsfamilien. Die Käufer waren industrielle Erben aus dem Baden-Württembergischen und aus Bayern.
Christoph Breunig, Mitglied der Geschäftsleitung der Gabler-Saliter-Bank in Obergünzburg, kann Interessenten, die nur allzu gern auch Waldbesitz in ihrem Vermögensportfolio hätten, wenig Hoffnungen machen: „Kaum ein Waldbesitzer in der Region will verkaufen.“ Und größere Flächen schon gar nicht.
Breunig weiß, wovon er spricht. Die kleine, feine Privatbank, gegründet 1828, die in ihrer Region vor allem in der Land- und Forstwirtschaft einen ausgezeichneten Ruf genießt, bewirtscha et selbst seit Generationen 60 Hektar. Einige wenige Tagwerke (1 Tagwerk = 2.600 bis 3.500 Quadratmeter) werden dagegen eher angeboten. In der Regel dann, wenn einer Erbengemeinschaft acht, neun Hektar Wald zufallen, sie kein Interesse an der Bewirtschaftung hat und die Immobilie zu Geld machen will. Eine Kleinanzeige in der Heimatzeitung genügt und flugs wechseln die 20 Tagwerke den Besitzer. Meist dauert es keine zwei Wochen, bis dann der Deal beim Notar fixiert wird.
Von den 999.203 Hektar des Regierungsbezirks Schwaben sind rund 290.000, also 29 Prozent, bewaldet. Gut die Hälfte davon, etwa 146.000 Hektar, ist in privatem Besitz, ein knappes Drittel gehört dem Freistaat, der Rest ist Körperschaftswald. Etwa 68,3 Prozent des Privatwalds in Bayern sind im Besitz einer Einzelperson. Die übrigen 31,7 Prozent teilen sich Eigentümergemeinschaften aus zwei oder mehr Personen. In Bayerisch-Schwaben sind die Besitzverhältnisse ähnlich.



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