Ausgabe 04/2017 · Report

Wenn der Finger besser gerade bleibt

Sylvia Heudecker begleitete eine Drückjagd in den Fuggerschen Stiftungswäldern und erlebte, wie ritualisiert und streng es bei einem vormals fürstlichen Zeitvertreib durchaus zugehen kann.

Die Ersten, die an diesem frühen Oktobervormittag im Garten des Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Stiftungsforstamts in Laugna eintreffen, tragen Grün. Olivgrüne Hosen, olivgrüne Jacken, olivgrüne Hüte. Dazu festes Schuhwerk. Es sind allesamt Gäste von Hartmut Dauner, dem Leitenden Direktor der Fuggerschen Stiftungswälder, der an diesem strahlenden Herbsttag zur Jagd in Augsburgs „Westliche Wälder“ geladen hatte. Acht von ihnen haben golden glänzende Jagdhörner unter ihre Arme geklemmt. Ein angeleinter Dackel schaut eher unbeteiligt zu, was sich vor seiner Schnauze so alles tut, registriert trotzdem haargenau jede Bewegung. Von der Toreinfahrt her füllt sich in kurzer Zeit der Garten mit weiteren Grünröcken, darunter eine einzelne Frau, die sich der Aufmerksamkeit der Umstehenden gewiss ist. Etwas abseits der großen, sich angeregt unterhaltenden Jagdgesellschaft, in der die Fünfzigjährigen bereits zu den Jungen gehören, fällt eine kleine Traube von Frauen und Männern um die Zwanzig auf. Sie bereiten sich, so hört man später, auf ihre Jagdscheinprüfung vor. Schießen werden die Jagdschüler aber nicht. Sie wollen heute aufmerksame Zuschauer sein.

Die Eingeladenen sammeln sich allmählich im Fuggerschen Garten in Laugna, der eher einem großen Park gleicht. Seit über 400 Jahren befindet sich die Anlage in adeligem Besitz. Jenseits des fürstlichen Guts streckt sich der Turm der kleinen barocken Ortskirche St. Elisabeth in den blauen Morgenhimmel. Für die handverlesene Gesellschaft, die gleich in die Stiftungswälder nahe des Orts ausschwärmen wird, ist Forstdirektor Hartmut Dauner routinierter Gastgeber, gewissenhafter Jagdveranstalter und geistreich-gewitzter Geschichtenerzähler in einem. Jährlich richtet er in Laugna vier Jagden aus. Die Teilnehmer lädt er persönlich ein. Es kommen jedes Mal an die 40 bis 50. Selbstverständlich sind viele untereinander bekannt. Dauner kennt sie alle. Händeschütteln hier und dort. Angeregte Gespräche. Der Gastgeber pendelt zwischen den Grüppchen, heißt jeden Einzelnen mit Handschlag willkommen, verschwindet kurzzeitig im Haus und kommt zurück mit einem Notizzettel für seine Begrüßungsansprache. Gleich zu Beginn schärft er den Jägern die Prinzipien weidmännischen Verhaltens ein. Das gehört zu den Grundregeln vor Beginn einer Gesellschaftsjagd. Waffen sieht man bei dieser Zusammenkunft keine. Die Jäger haben sie in ihren Fahrzeugen gelassen, nachdem sie bereits bei ihrer Ankunft von den Mitarbeitern des Forstamts in feste Gruppen eingewiesen wurden. Jede teilt sich während der Jagd einen Bereich des Reviers.

aus Ausgabe 04/2017

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