Weißes Businesshemd mit dem typischen Kent-Kragen. Unifarbene, taubenblaue Krawatte. Korrekt gebunden. Der ranke Mann trägt einen gut auf Taille geschnittenen Einreiher, die klassische Uniform der Erfolgsgeneration zwischen 40 und 50. Sein Gang ist raumgreifend, obwohl es gewiss keinen gibt, der es sich erlauben würde, ihn im Gebäude des Augsburger Landratsamts zur Eile zu drängen. Sein erhöhtes Schritttempo deutet lediglich an: Der nächste Termin ruft. Seine Gelassenheit lässt darüber hinaus keine Zweifel aufkommen: Hier bin ich der Herr im Haus – Majordomus und wohlbestallter Landrat des Landkreises Augsburg. Martin Sailer scheint schon lange dort angekommen zu sein, wo die meisten Politiker niemals ankommen: in einem herausgehobenen politischen Amt, das ihm tatsächlich erlaubt, sein eigener Herr zu sein. Vorausgesetzt, er widersteht der stets wiederkehrenden Versuchung, sich selbst zu wichtig zu nehmen und damit sich selbst zu fesseln. Es gibt ein paar Hinweise, dass er in diese Falle nicht tappt. Zu Selbstkritik scheint er durchaus fähig zu sein, wenn man seiner Selbsteinschätzung folgt. Dazu gehört, dass er sich in seinem Amt mit dienstbaren Geistern umgeben hat, die durchaus zu Widerspruch neigen, wenn sie es für sachlich begründet halten.
Martin Sailer scheint sich in seiner Rolle äußerst wohl, wenn nicht gar sauwohl zu fühlen. Er lässt nur einmal beiläufig aufblitzen, was einen wie ihn mit seinen 47 Jahren in der bayerischen Politik vielleicht noch reizen könnte: „Das Amt eines Staatssekretärs im Innenministerium oder im Finanzministerium“ müsste es sein. Wennschon, dennschon. Aber dieser Sidestep ist nicht mehr als ein enteilter Gedanke. Das Thema ist längst abgehakt, wenn man einmal in die Rolle eines Landvogts geschlüpft ist, der über einen wirtschaftlich dynamischen Landkreis mit rund 250.000 Einwohnern gebietet, ohne dessen wohlmeinende Zuneigung auch die drittgrößte Stadt Bayerns ihre Ansprüche und Pläne spürbar zurückschrauben müsste. Man erinnere sich nur, wie die Landkreisstädte Königsbrunn und Gersthofen unter den Bürgermeistern Fritz Wohlfarth und Siegfried Deffner das Selbstwertgefühl der Stadt Augsburg kleingehalten hatten.



AUSGABENARCHIV
02/2006
03/2006
04/2006
01/2007
SA 01/07
02/2007
03/2007
SA 02/07
04/2007
01/2008
SA 01/08
02/2008
03/2008
SA 02/08
04/2008
01/2009
02/2009
03/2009
SA 01/09
04/2009
01/2010
SA 01/10
02/2010
03/2010
SA 02/10
04/2010
SA 01/11
02/2011
03/2011
SA 02/11
04/2011
01/2012
SA 01/12
02/2012
03/2012
SA 02/12
04/2012
01/2013
SA 01/13
02/2013
03/2013
04/2013
01/2014
SA 01/2014
02/2014
03/2014
04/2014
01/2015
SA 01/2015
02/2015
03/2015
04/2015
01/2016
SA 01/2016
02 / 2016
03 / 2016
04/2016
01/2017
SA 02/2017
02/2017
03 / 2017
04/2017
01/2018
SA 02/2018
02/2018
03/2018
04/2018
01/2019
02/2019
03/2019
01/2020
02/2020
03/2020
04/2022
01/2023
02/2023
Architektur
03/2023
04/2023
01/2024
02/2024
Architektur
03/2024
04/2024
01/2025
02/2025
Architektur
03/2025
04/2025