Die Finanztöpfe von EU, Bund und Ländern sind jahraus, jahrein prall mit Euros gefüllt. Allein die Summen, die für Investitions-, Forschungs- und Entwicklungsprojekte bereitgestellt werden, gehen jährlich in die Milliarden. Die cleversten Firmen wissen, wie sie ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen abbekommen können, weil es nahezu für alles, was ein Unternehmen im Sinn hat, billiges Geld gibt. Ganz gleich, ob in Brüssel, Berlin oder München. Die Summe der Subventionen, der verlorenen Zuschüsse, der zinsbegünstigten Darlehen sind ein pekuniäres Schlaraffenland für Unternehmer. Die Steuerzahler füllen jedes Jahr die Kassen der Bundesländer, der Bundesrepublik und der Europäischen Union wieder großzügig auf. Allein 137 Milliarden Euro führen Europas Steuerzahler im Jahr nach Brüssel ab. Der Augsburger Unternehmer Albert von Wallenrodt bewegt sich seit Jahren wie ein Pfadfinder in diesem Geschäftsfeld, wo reichlich Geld abzuholen ist. Der Leiter des Beratungszentrums für Fördermittelmanagement der Steinbeis-Stiftung kennt sich in diesem Dschungel der Subventionen und Zuschüsse wie kaum ein anderer aus und zapft für Firmen gezielt die Futtertröge der EU, des Bundes und der Bundesländer an. In manchen Gegenden Afrikas würde man Wallenrodt den Regenmacher nennen.
Folgende Begebenheit soll sich vor geraumer Zeit in einem englischen Jockey-Club zugetragen haben. Ein keineswegs salonfähiger Russe soll seinen britischen Gastgeber gebeten haben, ihm zu erläutern, was man unter einem Gentleman verstehe und ob ein Zugang zu diesem gesellschaftlichen Kreis eine Frage des Geldes sei. Die Antwort war unmissverständlich: Ein Gentleman offenbare seine Qualitäten nur jenen, die sie zu erkennen vermögen, ohne dass es ihnen gesagt werden muss. Ähnlich ergeht es jedem, der zum ersten Mal bei gesellschaftlichen Anlässen wie dem Neujahrsempfang der schwäbischen Wirtschaft auf Albert von Wallenrodt (52) trifft. Er tritt zurückhaltend, auf leisen Sohlen auf. Seine Gesten und seine sonore Stimme lassen nicht vermuten, dass er in seinem beruflichen Metier zu den Key-Playern in Deutschland gehört. Nur die Wissenden wissen, dass Wallenrodt Deutschlands Fördermittelexperte Nummer eins ist. Altkanzler Gerhard Schröder, der inzwischen für jede Tat gut ist, wenn er sie nicht gerade für einen in Bayern gut vernetzten Wertkonservativen erbringen soll, hat im Fall Wallenrodt allem Anschein nach seine Mentalreservation revidiert. Schröder lobte zuletzt Wallenrodt, weil er mit seiner Mitte 2015 veröffentlichten Publikation „Öffentliche Wirtschaftsförderung im Wandel der Zeit“, ein „wichtiges Thema“ aufgegriffen habe. Der „Genosse der Bosse“ muss es ja wissen.



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