Ausgabe 03/2020 · Report

Auf der Suche nach einer lebenswerten Stadt

edition:schwaben bat 14 Persönlichkeiten an einen Tisch, um ihre Gedanken und Ideen zu künftigen urbanen Räumen zur Diskussion zu stellen. Immer wieder rückte die Fuggerstadt Augsburg in den Mittelpunkt der Gespräche, aber die Runde sah sich veranlasst, das Grundsätzliche und Generelle einer Stadt von morgen mitzubedenken und einzubeziehen.

Jeder spürt es, jeder fühlt es, dass das urbane Leben in der hergebrachten Form vor einem epochalen Wandel steht. Ökologie, Digitalisierung, Mobilität, Privat- und Berufsleben verlangen nach neuen urbanen Modellen von Gemeinschaft. Immer mehr Menschen ziehen in die Städte. Sie wachsen weltweit rasant. Nach einer aktuellen Bevölkerungsstatistik der Vereinten Nationen (UNPD) leben heute 55 Prozent der Weltbevölkerung in Städten – also mehr als jeder Zweite! Zum Vergleich: Vor 70 Jahren war es gerade mal jeder Dritte. Und der Zuzug in die Städte hält an.
Vor allem junge Menschen strömen in die Städte, lassen die Ballungsräume progressiv wachsen. Bis 2050 werden voraussichtlich mehr als zwei Drittel, nach UN-Berechnungen um die 68 Prozent, der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben.
Umso dringlicher erwartet die Gesellschaft von der Politik, aber vor allem von den Städteplanern Antworten auf die Fragen, welche ökonomischen, sozialen, ökologischen, kulturellen und gestalterischen Impulse das Bild der Städte von morgen wohl prägen werden, welche Entwicklungen forciert werden sollen, welche Prozesse verhindert werden müssen. Städteplanerische Entscheidungen von heute, spätestens jene von morgen, werden die Lebensqualität von Kleinstädten ebenso definieren wie die von Metropolen. Augsburg wagt sich in den kommenden 25 Jahren in „Haunstetten-Südwest“ auf einem 200 Hektar großen, bisher unbebauten Areal an eines der größten städtebaulichen Vorhaben Deutschlands heran. Es wird in seinen Dimensionen und Auswirkungen für kommende Jahrzehnte das architektonisch und städteplanerisch stilbildende Projekt der Region Bayerisch-Schwaben sein.
Schon die Zeit vor Corona, aber ganz besonders die Monate seit Ausbruch der Pandemie haben vorexerziert und schlaglichtartig verdeutlich, wie viel oder wie wenig Leben in den Städten pulsiert, was die Menschen erfreut, was sie ärgert, was in geschäftigen Vierteln Hoffnung macht, was die Bewohner aus bestehenden Quartieren vertreibt. Trotzdem wissen wir nicht, was in den Städten in den kommenden Jahren passieren wird. Schlägt mit wachsendem Onlinehandel den Kaufhäusern, die noch bis zur Jahrtausendwende für Vitalität, Dynamik und hohe Besucherzahlen in den Innenstädten sorgten, die letzte Stunde? Werden die Menschen künftig noch in großer Zahl in großen Bürogebäuden in den Stadtzentren arbeiten? Werden sich die Citys in riesige Erlebnis- und Themenparks verwandeln? Werden die Theater, Museen, Bibliotheken, Kinos, Buchhandlungen und Vereine in den Innenstädten die letzte Klammer für soziale Kontakte und Interaktionen bilden?

aus Ausgabe 03/2020

Das besondere Magazin für die erfolg-
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ausgezeichnet mit dem Bayrischen
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