Vor 200 Jahren wurde Augsburg die Hauptstadt Bayerisch-Schwabens.
Dass Bayern in den Rang eines Königreichs erhoben und Ost-Schwaben ein Teil davon wurde, ist nicht zuletzt einer Provokation Österreichs zu verdanken. Kurfürst Max IV. Joseph musste am 6. September 1805 beim Blick auf den Vorhof seines Schlosses Nymphenburg feststellen, dass selbiges von habsburgischen Reitern umstellt war – mitten im Frieden. Der Affront sollte den Druck auf den bayerischen Regenten erhöhen, einen unterschriftsreifen Vertrag mit Frankreich nicht zu unterzeichnen – und erreichte genau das Gegenteil: Bayern kündigte den Habsburgern die Allianz auf und schloss sich dem französischen Emporkömmling Napoleon Bonaparte an. Des bayerischen Kurfürsten Lohn für den politischen Seitenwechsel waren die Königskrone sowie Franken und Schwaben. Bei diesem Ränkespiel der Macht stand ein Mann im Hintergrund, der zum Gründervater Bayerisch-Schwabens werden sollte: Karl Ernst Freiherr von Gravenreuth, zunächst Bayerns Botschafter in Wien, sodann bayerischer Sondergesandter im Hauptquartier Napoleons, wo er die Gebietsgewinne für das Haus Wittelsbach aushandelte, schließlich Generalkommissär im Oberdonaukreis, Vorläufer des heutigen Regierungsbezirks Bayerisch-Schwaben.
Blickt man auf das beginnende 19. Jahrhundert zurück, erscheint der Aufstieg Bayerns zu einem modernen Flächenstaat fast selbstverständlich – und Außenminister Maximilian Graf Montgelas erstrahlt als „Architekt des modernen bayerischen Staates“ in hellem Glanze. Leicht kann diese Erfolgsgeschichte den Blick darauf verstellen, auf welch wackeligen Füßen das bayerische Kurfürstentum in jener Zeit stand. Dem Habsburger Kaiserhof gelüstete es nach Einverleibung des kleineren Nachbarn. Mit der Markgrafschaft Burgau hatte Wien sozusagen schon einen Fuß in der Tür. Annexionsversuche gab es viele: Der Raub des Innviertels um Braunau war 1779 der offenkundigste Anschlag auf die bayerische Souveränität. Ab 1789 wurden diese regionalen Scharmützel zudem in den Strudel welthistorischer Ereignisse hineingezogen: Die französische Revolution hatte ein gigantisches Beben ausgelöst, das die machtpolitische Tektonik des Kontinents tiefgreifend verändern sollte. Die alten Mächte stemmten sich vereint gegen die Aggression des revolutionären Frankreichs unter Generalfeldmarschall Napoleon. Auch Bayern suchte zuerst Zuflucht an der Seite Habsburgs, Preußens und Russlands.



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