Von Jahr zu Jahr erklimmen die touristischen Kennzahlen im Land zwischen Alpen und Donau neue Höhen. Die Jubelarien der Marketing-Gurus klingen immer überschäumender. Allerorten heißt es in Schwaben: „Tourismus im Aufwind“. „Ein nicht enden wollendes Hoch“, frohlocken IHK und Tourismusverband und meinen die Bilanz für das Jahr 2015. 4,9 Millionen Menschen buchten 14,7 Millionen Übernachtungen, eine Steigerung von 7,8 bzw. 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, „Spitze im Freistaat“. Ganz Bayerisch-Schwaben scheint auf den ersten Blick ein Traumland zu sein: Sowohl für die Urlauber als auch für jene, die mit den Touristen ihr Geld verdienen. Doch die Ferienregion Bayerisch-Schwaben ist tief gespalten. Im Süden lebt die reiche, im Norden die arme Verwandtschaft.
Pünktlich zum Beginn der Sommersaison 2016 titelte die Zeitschrift „Brigitte“ über die Urlaubswünsche der Deutschen: „Stadt, Land, Strand – Radfahren am Meer“. Nun hat Bayerisch-Schwaben zum Verdruss mancher Touristiker kein Salzwassergestade zu bieten. Aber südlich einer gedachten Linie Oberstaufen– Hindelang boomt das Geschäft mit den Erholungssuchenden auch ohne Meereswellen. Denn den Sommer in den Bergen zu verbringen, ist für die Deutschen mindestens so attraktiv wie ein Aufenthalt am Meer.
Die Chiemsee-Alpenland Tourismus GmbH trägt gleichsam beide touristischen Angebote, Wasser und Berge, in ihrem Firmennamen und kommt mit ihrer Marke „Berge. Seen. Bayern.“ auf 2,5 Millionen Übernachtungen im Jahr. Einen ähnlichen Wert erzielt der Chiemgau, die höchst gentrifizierte und damit statistisch die beliebteste Region Deutschlands. Im Allgäu lockt man mit diesen Zahlen keinen Hund hinter dem Ofen hervor, da können die Oberbayern noch so jodeln und mit „Mia san mia“ locken. Bayerns touristischer Bestseller ist und bleibt mit insgesamt 11,8 Millionen Nächtigungen unangefochten das Allgäu. Allein für das beschauliche Oberallgäu stehen im Jahr 2015 satte 5,67 Millionen Übernachtungen zu Buche. Der Nachbar Oberbayern hingegen verzettelt sich mit seinen 14 Feriengebieten, die von der „Zugspitz-Region“ bis „Berchtesgadener Land“ einfach nicht weniger werden wollen. Erst jüngst ist eine unterschriftsreife Kooperationsvereinbarung zwischen Chiemsee und Chiemgau an der Kirchturmpolitik der Landräte in Rosenheim und Traunstein gescheitert: Die Politiker konnten sich nicht auf die Besetzung des Geschäftsführerpostens einigen. Mitten im touristischen Schlaraffenland Allgäu, in Kempten, wirkt Bernhard Joachim, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben (TVABS). Sein Credo: „Wir sind stolz drauf, nur zwei Destinationen zu vermarkten.“ Das Allgäu und Bayerisch-Schwaben. Wohlgemerkt in dieser Reihenfolge. Denn Rang und Ordnung müssen schon sein. Kleinteilige Vermarktungsstrukturen, kein Regionenbegriff über Landkreise hinweg, klare Standortnachteile, meinen sie in Kempten abschätzig zu den oberbayerischen Verhältnissen. Bayerisch-Schwaben habe dagegen seine Hausaufgaben gemacht, ist Joachim überzeugt. Über die vielen kleinen politischen Befindlichkeiten im Organisationsdschungel des schwäbischen Tourismus spricht er nicht. In der Praxis nehmen die Geschäftsführer der lokalen Tourismusvereine und die Bürgermeister starker Fremdenverkehrsorte darauf ohnehin keine Rücksicht. Ihre Präsenz bei den Sitzungen der verschiedenen Gremien muss als Bekenntnis zum gemeinsamen Anliegen reichen.



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