Rotary gilt weltweit als die größte Non-Profit-Organisation. Die Ziele der internationalen Vereinigung sind „der Dienst am Nächsten, Einsatz für Frieden und Völkerverständigung“. Im bayerisch-schwäbischen Teil des Rotary-Districts 1841 treffen sich gut 2.700 Mitglieder allwöchentlich zu ihrem Club-Meeting. Autor Jürgen Schmid hat hinter die Kulissen des facettenreichen Clublebens geblickt.
Donnerstag, 12.30 Uhr. Augsburg, Hotel Drei Mohren. Im Franz-Liszt-Saal sind runde Tische mit weißem Leinen eingedeckt, den Präsidentenplatz markiert ein Fußball mit FCA-Logo neben Glocke und Butterteller. Es ist ein eher schlichter Saal, daneben würde der Raum „Sartory“ mit Kristalllüstern und Gartenblick locken. Allwöchentlich tagt hier der Rotary Club Augsburg-Renaissancestadt. Die Lokalität gilt als erste Adresse am Platze, trägt einen Ehrfurcht gebietenden Namen in den Ohren aller, die nicht ständig in Luxushotels ein- und ausgehen. Doch damit scheinen die Missverständnisse schon anzufangen, denn die Club-Lokale würden nicht zum Zwecke von Prestigegewinn und Distinktion ausgewählt, sondern rein nach ihrer Funktionalität, erzählt Heike Zeller. („Ich bin der Governor für 2014/2015“, sagt sie ungerührt, worauf zurückzukommen ist.) In ihrem Amtsjahr hat die Allgäuerin alle Clubs im Distrikt mit der Rotary-Kennung 1841 besucht, der neben Bayerisch-Schwaben mit dem Fünf-Seen-Land und dem Oberland Isar-Lech zentrale Gebiete Oberbayerns umfasst (womit Rotary International politische Grenzen souverän ignoriert) – sie hat dabei nicht nur Glanz und Gloria erlebt, sondern auch äußerst ungemütliche Absteigen gesehen. Wo finden wir einen Raum, der wöchentlich mindestens 50 Personen zum Mittagessen beherbergen kann? Wie ist es mit der Erreichbarkeit bestellt? Sind Parkmöglichkeiten in der Nähe vorhanden? Solch banale Fragen würden an ein potenzielles Clublokal gestellt. Zugegeben: Ein Gemüsecurry zum Lunch für 9,50 Euro im Steigenberger Drei Mohren an der Prachtmeile Maximilianstraße erscheint wenig elitär, hauseigenes Parkhaus inklusive.
Neugierig und durchaus beeindruckt schaut sich der Gast im Kreise der Rotarier um: Unter Bügelfaltenhosen sind die wenigen Jeans auffällig, wie sie der kanadische Manager eines stadtbekannten Eishockeyclubs zur Lederjacke trägt. Vom gehobenen Trachtenjanker übers sportliche Polohemd bis zum strengen Juristen-Outfit führt die Männerwelt die gängige Mode vor, elegant-leger, unter sporadischem Einsatz von Krawatten, mancher gar hemdsärmlig. Ein orangefarbener Lacoste-Pulli sticht nicht nur optisch hervor. Die Damen zeigen Farbe und Variabilität, sie kommen wahlweise im knallroten Designer-Kostüm, das selbst auf dem Opernball bella figura machen würde, jahreszeitlich stimmig im leichten Sommeroutfit oder im zeitlos farblosen Business-Anzug, ebenso in der rustikalen Fleecejacke, wie sie auf Berghütten zu Hause ist. So uneinheitlich, so individuell, so gegen das schnelle Klischee wie die Kleidung dürften auch die Motivationen sein, Rotarier zu werden, ist der Beobachter nach diesem Moderundgang versucht zu denken.



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