Theo Waigel will die AfD mit den eigenen Waffen schlagen und zieht mit ihrem „Zitatenschatz“ gegen die Rechtsextremen ins Feld.
Auch im noch so beschaulichen Allgäu lässt sich im Frühling 2025 kein politisches Gespräch führen, ohne dass nach einer kurzen Begrüßung der Name Donald Trump fällt. Schon gar nicht, wenn ein Homo politicus wie Theo Waigel zu einem Gedankenaustausch empfängt. Nach einer kurzen Vorbemerkung, dass er von der Wahl Trumps nicht überrascht worden sei, ordnet Waigel dem 47. US-Präsidenten das Attribut „irrational“ zu, ehe er auf einen Wien-Besuch vor sieben Jahren zu sprechen kommt, um einen unverdächtigen Zeugen, nämlich den englischen Dramatiker William Shakespeare, für seine Charakterisierung aufzurufen. „Klaus Maria Brandauer spielte am Burgtheater den König Lear. Great! Und dann kommt im 4. Akt jene Szene, in der der blinde Graf Gloucester durch die Wildnis irrt. Nicht wissend, wer ihn begleitet, klagt Gloucester: ́Der Fluch der Zeiten halt, wenn Irre Blinde führen!` Zuerst herrschte im Auditorium eisiges Schweigen und dann setzte für fünf Minuten Szenenapplaus ein. Da war Trump bereits zum ersten Mal Präsident der Vereinigten Staaten.“ Mit der Bemerkung, Verrückte habe es immer schon
gegeben, schließt Waigel seine Schilderung jenes denkwürdigen Theaterabends. Nach einer Atempause fügt er hinzu: „Aber wir dürfen uns nicht allzu sehr über andere erheben, denn in unserem Land hat es im letzten Jahrhundert genügend Verrückte gegeben!“
EIN ABEND MIT SHAKESPEARE ENTLARVT DONALD TRUMP
Trumps Wiederwahl hat den immer noch bestens vernetzten Polit-Pensionär nicht überrascht, obwohl renommierte deutsche Tageszeitungen wie „Frankfurter Allgemeine“ und „Süddeut- sche“ in ihrer Vorwahlberichterstattung die Hoffnung auf einen Erfolg der demokratischen Kandidatin Kamala Harris schürten: „Ich hatte es nicht ausgeschlossen, dass Trump erneut zum amerikanischen Präsidenten gewählt wird. Ich habe mit vielen Be- kannten und Freunden in den USA gesprochen, und mir haben mehrere den Eindruck vermittelt, dass es sogar wahrscheinlich sei, dass Trump die Wahl gegen Kamala Harris gewinnt. Auch Vittorio Hösle, ein deutscher Professor, der an der University of Notre Dame Philosophie lehrt und dessen Vater ja aus dem Allgäu stammt, tendierte in einem Telefonat eher zu einem Sieg des Republikaners.“
IN EUROPA AUS DEM BLICK VERLOREN:DER AMERIKANISCHE ISOLATIONISMUS
Der Begriff Zeitenwende beherrscht seit der Rede des früheren Bundeskanzlers Olaf Scholz am 27. Februar 2022, drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, die politische Debatte über Krieg und Frieden in Europa. Eine Situationsbeschreibung, der Theo Waigel durchaus zustimmt.