Ausgabe 02/2024 ·

Der Former

Vor vielen Jahren. Ein Journalist interviewt Gunnar Leidborg. Der Schwede, groß, mächtiger Leibesumfang, ist damals Trainer bei den Augsburger Panthern. Im Gespräch entschlüpft dem Journalisten ganz selbstverständlich, ganz nebenbei die Formulierung „…sie als Former dieser Mannschaft…“. Da geht Leidborg mit einem vehementen verbalen Bodycheck dazwischen: „Ich bin nicht der Former! Der Former sitzt in Rederzhausen!“

Rederzhausen? Am südöstlichen Stadtrand von Friedberg führt die Straße sanft in ein Tal. Das Schild „Rederzhausen“ taucht auf. Aber wo ist der Ort? Rechts eine einsame Gärtnerei, dahinter machen sich Felder und Wiesen breit. Links ein Autohaus. Von Hecken und Zäunen abgeschirmt sind Einfamilienhäuser zu erahnen. Erst nach ein paar hundert Metern rücken die Gebäude näher, stellt sich so etwas wie ein Ortsdurchfahrtsgefühl ein. An einem Zaun hing dort einst ein Schild. Klein, diskret. Hier abzweigen, hier geht es zum Landhaus Sigl. Diese Gaststätte hatte keine mächtige Neontafel nötig. Das Landhaus Sigl kannte man. Weit über Friedberg hinaus. Im Sommer drängten sich im malerischen Biergarten die Menschen auf den Bänken. Besonders bei den Konzerten am Mittwochabend. Der Saal im ersten Stock war viel gefragt und oft gebucht. Hochzeiten, Geburtstage, Familienfeste… Unten die Gaststätte. Kein schickimicki Gourmettempel. Gutbürgerliche Küche, auf hohem Niveau, solide, verlässlich, zu fairen Preisen. Alles Vergangenheit. Das Gebäude, der Garten – jetzt könnte hier ein Film gedreht werden. Im Titel irgendwas mit „verwunschene Villa“. Der Gastronomiebetrieb wurde Anfang 2019 geschlossen. Ohne Vorwarnung. Nur eine Anzeige in der Zeitung. Dankeschön liebe Gäste… Das war’s. Zack. Der ehemalige Wirt widmet sich seitdem ganz seiner Leidenschaft Eishockey. Lothar Sigl ist Geschäftsführer und Hauptgesellschafter der Augsburger Panther.

Beginnen wir mit einer naheliegenden Frage. Warum sind Sie Wirt geworden?
Sigl: Das ist eine brutale Frage. Aber gut… Mein Lebensplan sah eigentlich anders aus. Ich stand zwar schon als kleiner Bub auf einem Schemel und habe Bier gezapft. Aber später habe ich Betriebswirtschaft studiert und hätte mich gern in Richtung Hotellerie orientiert. Ein Kindheitstraum. Aber wie es halt so ist, es kommen Einflüsse von allen Seiten, von der elterlichen Seite
zum Beispiel. Und dann landet man doch an den Wurzeln.

aus Ausgabe 02/2024

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