Dr. Rafael Seligmann erfindet in der Synagoge seiner Ahnen ein neues Format, die „Ichenhausener Synagogengespräche für die Zukunft“. Prominente Gäste diskutieren hier über die menschenfreundliche Gesellschaft und den idealen Staat von morgen. Seligmanns nun vollendete autobiographische Romantrilogie rückt den Ort darüber hinaus ins Bewusstsein anspruchsvoller Literaturkenner.
Die schwäbische Heimat hat Ludwig Seligmann nie losgelassen. Aufgewachsen noch im Königreich Bayern, im bayerischen Schwaben, ja im „Schwäbischen Jerusalem“, musste er nach der Machtergreifung durch das NS-Regime sein geliebtes Ichenhausen verlassen. Er gründete eine Familie in Israel, wo 1947 auch sein Sohn Rafael in Tel Aviv zur Welt kam. Das Heimweh nach dem bayerisch-schwäbischen Ichenhausen und seiner dialektgeprägten
Muttersprache war für Ludwig Seligmann aber so groß, dass er 1957 in die Bundesrepublik Deutschland übersiedelte. Er zog nach München und suchte von dort immer wieder die alte Heimat an der Günz auf, was aber nicht selten zu schmerzlichen Begegnungen führte. Mitunter schlugen Ludwig und dem jungen Rafael in Ichenhausen in den Nachkriegsjahren auch offener Antisemitismus entgegen. Gleichwohl und mit voller Absicht präsentierte Rafael Seligmann seinen Roman „Lauf, Ludwig, lauf!“ 2019 in der Synagoge von Ichenhausen, die wiederholt auch Schauplatz der Romanhandlung ist. Die Synagoge, heute ein Museum und interreligiöses „Haus
der Begegnung“, ist als Romanschauplatz auch eine literarische Gedenkstätte. Dort hat der bundesweit bekannte Schriftsteller Rafael Seligmann mittlerweile auch ein Talkshowformat etabliert, die „Ichenhausener Synagogengespräche für die Zukunft“. Prominente Zeitgenossen wie Dr. Theo Waigel und Dr. Josef Schuster
entwickeln dort ihre Visionen für Staat und Gesellschaft. Vom Ort, wo sein Vater Ludwig Seligmann betete, soll damit ein hoffnungsvolles Signal für die Zukunft ausgehen. Für den Schriftsteller Rafael Seligmann ist Ichenhausen also die alte Vaterstadt, wo auch sein Großvater lebte und arbeitete, familiärer Erinnerungsort, aber mit einer öffentlichkeitswirksamen Zukunftsperspektive für die Allgemeinheit.