Der Augsburger Architekt Volker Schafitel hat in einer grünen, betuchten Ecke Königsbrunns einen Bungalow platziert, der wegen seiner Leichtigkeit zu schweben scheint.
Architekten sind immer dann besonders gefordert, wenn das Stilempfinden, der ästhetische Anspruch der Bauherrin und des Bauherrn sich mit dem Geläufigen, dem Etablierten nicht zufriedengeben. Noch eine Spur kniffliger wird die Aufgabe für den Planer, wenn er dem Geschmack von Persönlichkeiten gerecht werden muss, die über einen ausgeprägten Schönheitssinn verfügen und sich an Bildender Kunst erfreuen. Da ist dann Schluss mit Nullachtfünfzehn-Architektur, da ist dann durchdachte Kreativität gefragt. Volker Schafitel scheint jedenfalls ein Händchen dafür zu haben, ein modernes Objekt so schick und elegant in ein kleines Cottageviertel zu integrieren, dass das Gebäude auf den ersten Blick durch seine Lässigkeit überzeugt und auf den zweiten durch seine Qualität besticht. Außen und innen. Der lichtdurchflutete Bungalow fläzt sich mit einer Nonchalance auf das 1.000 Quadratmeter große Grundstück, dass man das Gefühl hat, er hebt wie ein Schmetterling jeden Augenblick vom Rasen ab.
Vorher stand auf dem Areal ein Holsteinhaus, ein schlüsselfertiger Klinkerbau der 1970er-Jahre wie er im Norden der Republik überall anzutreffen ist. Schafitel schob bis auf die Kellermauern alles weg und duplizierte de facto den Grundriss des Altbaus so, dass dieser von oben betrachtet heute die Form eines Schmetterlings angenommen hat. Der Flachbau orientiert sich mit der Schauseite, in die mittig ein rechteckig verlaufendes, durch die Seitenflügel geschütztes Atrium eingeschnitten ist, nach Süden. Von der Terrasse wandert der Blick über einen sorgsam gepflegten Rasen, schweift über eine Reihe von Büschen nach rechts ab und macht Halt bei einem zwei mal sechs Meter großen Flachwasserbecken, das auf Kniehöhe aus einem Betonschlitz der westlichen Begrenzungsmauer des Grundstücks gespeist wird. Wasser ist für die Dame des Hauses seit jungen Jahren inspirierendes Lebenselixier und nach wie vor ungebrochene Passion. Das feuchte Element, das Augsburg den Titel „Weltkulturerbe“ beschert hat, teilt die Bürger der Stadt – so erzählen Eingeweihte – „weltanschaulich“ sogar in zwei Fraktionen: Sie sind entweder Jünger der Wertach oder Groupies des Lechs. In dem Königsbrunner Domizil mit seinem todschicken Interieur à la mode genießt der Lech den Vorzug.



AUSGABENARCHIV
02/2006
03/2006
04/2006
01/2007
SA 01/07
02/2007
03/2007
SA 02/07
04/2007
01/2008
SA 01/08
02/2008
03/2008
SA 02/08
04/2008
01/2009
02/2009
03/2009
SA 01/09
04/2009
01/2010
SA 01/10
02/2010
03/2010
SA 02/10
04/2010
SA 01/11
02/2011
03/2011
SA 02/11
04/2011
01/2012
SA 01/12
02/2012
03/2012
SA 02/12
04/2012
01/2013
SA 01/13
02/2013
03/2013
04/2013
01/2014
SA 01/2014
02/2014
03/2014
04/2014
01/2015
SA 01/2015
02/2015
03/2015
04/2015
01/2016
SA 01/2016
02 / 2016
03 / 2016
04/2016
01/2017
SA 02/2017
02/2017
03 / 2017
04/2017
01/2018
SA 02/2018
02/2018
03/2018
04/2018
01/2019
02/2019
03/2019
01/2020
02/2020
03/2020
04/2022
01/2023
02/2023
Architektur
03/2023
04/2023
01/2024
02/2024
Architektur
03/2024
04/2024
01/2025
02/2025
Architektur
03/2025
04/2025