Professorin Elisabeth André von der Universität Augsburg erklärt im Gespräch mit der edition:schwaben, was unter dem Begriff der Künstlichen Intelligenz zu verstehen ist, wo ihr Einsatz sinnvoll ist und warum wir keine Angst vor der KI haben sollten.
Frau Professor André, Sie sind Expertin für Künstliche Intelligenz. Wie oft begegnet Ihnen KI im Alltag?
Sehr oft. Das beginnt in der Kommunikation. Ich erhalte zum Beispiel E-Mails von Studierenden, in denen der einleitende Satz steht: ‚Ich hoffe, diese Nachricht erreicht Sie bei bester Gesundheit‘. Da liegt der Verdacht nahe, dass hier jemand auf einen KI-Text, etwa von ChatGPT, zurückgegriffen hat.
Halten Sie das für legitim?
Natürlich. Nur sollten die Nutzerinnen und Nutzer eben nicht blind dem Tool vertrauen. Der Text im genannten Beispiel klingt etwas unpassend und ist fast schon witzig. Das zeigt, dass der Mensch in vielen Fällen mit all seiner Erfahrung und Expertise eingreifen und den KI-Vorschlag verändern sollte.
Also ist der Mensch der KI doch überlegen?
Das kann man so nicht sagen. Es hängt vom Einsatzgebiet ab. Und es gibt Bereiche, in denen der Mensch der Künstlichen Intelligenz nicht mehr Paroli bieten kann – beispielsweise im Schach. Dazu ist aber zu sagen, dass das Schachspiel ein abgegrenzter Bereich ist, innerhalb dessen die Maschine die erforderlichen Daten viel schneller verarbeitet als ein Mensch. Dafür weisen wir Menschen uns insgesamt durch eine größere Flexibilität aus und können besser mit unvorhergesehenen Situationen umgehen.
Durch die KI braucht es nicht mehr zwingend einen Wenn-Dann-Mechanismus?
Genau. Die KI kann aus Beispieldaten lernen, Muster zu erkennen. Und wenn man der KI dann neue Daten präsentiert, ist sie in der Lage, das Wissen, das sie anhand eines Trainingsdatensatzes gelernt hat, anzuwenden. Hierbei kommen meist neuronale Netze zum Einsatz, die an die Funktionsweise des menschlichen Nervensystems angelehnt sind. Dadurch können die Maschinen lernen, ohne dass der Mensch alles bis in sämtliche Einzelheiten vorprogrammieren muss.
Wie würden Sie denn die künstliche von der menschlichen Intelligenz abgrenzen?
Während die menschliche Intelligenz umfassend ist, bildet die Künstliche Intelligenz immer nur Teilbereiche der Wirklichkeit ab. Daran ändert auch die vermeintliche Vielseitigkeit von neueren Entwicklungen wie ChatGPT nichts. Wenn Situationen komplex sind, ist der Mensch im Vorteil – etwa bei Verhandlungen, weil hier psychologische Aspekte eine große Rolle spielen. Zudem ist die Energiebilanz beim menschlichen Gehirn deutlich positiver, da es viel energieeffizienter als die Künstliche Intelligenz arbeitet.
Wo sehen Sie großes Potenzial in der weiteren KI-Entwicklung?
Viele Bereiche können davon profitieren. Im Gesundheitsbereich sind die Einsatzmöglichkeiten enorm. Eine Genomsequenzierung, die im Jahr 2000 noch Millionen von Euro gekostet hat, ist heute für weniger als 1.000 Euro zu bekommen. Auch das produzierende Gewerbe profitiert, indem durch die Verwendung von KI der Einsatz von Maschinen besser geplant werden kann. Das ermöglichen Sensoren, die an Industriemaschinen angebracht werden und etwa Vorhersagen zu notwendigen Wartungsarbeiten erlauben. Durch die Auswertung, die KI-Tools übernehmen, können Unregelmäßigkeiten an der Maschine früher festgestellt und damit größere Schäden vermieden werden. Der Unterschied zu früheren Automatisierungsdebatten ist jedoch, dass man sich nun darauf einstellen muss, dass die KI auch Tätigkeiten von Personen mit einem eher höheren Lohnniveau im Bereich der Wissensverarbeitung übernimmt.



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