Museen können heute kulturelle und historische Leuchttürme sein, die Menschen begeistern, weil sich die Welt zunehmend in Uniformität verliert. Augsburg hat nun „seinen“ Fuggern und Welsern Erlebnisräume eingerichtet, die nur einen äußerst bescheidenen Blick auf die wirtschaftliche und politische Macht der beiden Augsburger Handelshäuser gewähren, die einst Weltgeschichte geschrieben haben. Vom Prunk und vom Glanz, den die beiden Geschlechter lebten, ist gar nichts zu sehen. Dr. Helmut Gier, der ehemalige Direktor der Staats- und Stadtbibliothek, besuchte für edition:schwaben das neue Augsburger Museum und zieht ein erstes Resümee.
Das 2010 als „Wissenschaftsbuch des Jahres“ ausgezeichnete Werk „Mekkas der Moderne“ stellt 76 Pilgerstätten der Wissensgesellschaft“ in der ganzen Welt vor. Zu diesen gehört neben dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida, dem Teilchenforschungszentrum CERN in Genf und dem British Museum in London auch die „Fuggerstadt Augsburg“ als einziger Ort in Bayern neben dem Jura-Museum in Eichstätt. Wer kann da ernsthaft bestreiten, dass Augsburg die Reisenden und Besucher nicht als „Fuggerstadt“ empfangen sowie sich als solche präsentieren und vermarkten solle.
Begibt sich der fremde Gast dann auf die Spuren der Fugger in der einstigen Reichsstadt am Lech, wird er unweigerlich fast immer und oft zuerst in der „Fuggerei“ landen. Neben dem Rathaus und der Maximilianstraße mit ihren Prachtbrunnen ist diese nach den Fuggern benannte kleine Stadt in der Stadt als karitative Stiftung sicherlich die meistbesuchte und populärste Sehenswürdigkeit in Augsburg. Ob ihr Besuch aber hinreicht, eine zutreffende Vorstellung von dem Reichtum, dem Einfluss und dem Glanz der großen Kaufmanns- und Bankiersfamilie und erst recht von dem damals wichtigsten Handelszentrum Mitteleuropas zu vermitteln, ist doch sehr die Frage. Die älteste Sozialsiedlung der Welt ist zweifellos ein eindrucksvolles Zeugnis vom Goldenen Zeitalter Augsburgs und überragt in seiner Einzigartigkeit wohltätige Unternehmungen späterer Zeiten. Aber ein wenig verhält es sich mit ihrer Schlüsselstellung doch so, als würden für die Bedeutung der Drucker-, Verleger und Medienstadt Augsburg nur die Haindl’schen Stiftungshäuser oder die Kartei der Not stehen.



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