Es ist nicht zu übersehen im Deutschland des Jahres 2016: Die Energiewende ist in vollem Gange. Immer mehr Windräder drehen sich auf Schwabens grünen Höhen, riesige Kollektorenfelder glänzen schwarz in der Sonne. Die nächste Revolution gilt der Fortbewegung. Jetzt soll es den Luftverpestern an den Kragen gehen: „Der klassische Verbrenner“, das prognostiziert nicht nur n-tv, „wird dieses Jahrhundert wohl kaum überleben.“ Doch wer im Sommer 2016 durch Augsburg geht, wird von mobiler Zukunft nicht viel zu sehen bekommen. Über 95.000 Benziner bereichern aktuell die Atmosphäre an Lech und Wertach, 51.100 Dieselantriebe sind eine ungewollte Hommage an die Geburtsstätte des Dieselmotors. Wer allerdings einen der 115 Besitzer eines Elektroautos in der Schwaben-Metropole ausfindig machen wollte, müsste wohl eine Detektei beschäftigen.
Nun ist Augsburg keineswegs Hinterbänkler in Sachen zukunftsfähiger Individualmobilität, eher solider deutscher Durchschnitt. Die offizielle Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zählt 45,1 Millionen Pkws, davon lediglich 25.502 mit Elektroantrieb – und nicht einmal die Hälfte davon steht in privaten Garagen: Sechs von zehn Elektroautos sind auf gewerbliche Halter zugelassen, viele davon warten als Testfahrzeuge im Kfz-Handel auf Interessenten. Die einschlägigen Pressestimmen spiegeln die Misere wider: Die „Tagesschau“ schmäht E-Autos als „Ladenhüter“, die „WirtschaftsWoche“ spricht von „Verkäufen in homöopathischen Dosen“ und resümiert schonungslos: „Deutschland ist nur Ankün- digungsweltmeister.“ Und wenn sich die Bundesregierung spendabel zeigt, präsentiert sie offenbar ein Geschenk, das keiner haben will. Anfang Juli 2016 trat die Förderprämie zum Kauf eines E-Mobils in Höhe von 4.000 Euro in Kraft, sechs Wochen später lautete die ernüchternde Bilanz: Schlappe 1.800 Anträge sind gestellt, gerade einmal 0,6 Prozent der großzügigen Regierungsofferte abgerufen.



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