Susanne Wiegand lenkt seit über drei Jahren die Geschäfte des Augsburger Traditionsunternehmens Renk. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine rückte Renk als Hersteller von Getrieben für Panzer erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit. Anfang dieses Jahres erfolgte, im zweiten Anlauf, der Börsengang. Zeit für ein ausführliches Gespräch mit der Vorstandsvorsitzenden über die globalen Krisen und den derzeitigen Rüstungsstand Deutschlands.
Frau Wiegand, wofür steht die Firma Renk?
Renk steht mit über 150 Jahren Tradition als weltweit führender Anbieter von einsatzkritischen Antriebslösungen für Verteidigung und Sicherheit. Zeitenwende, powered by Renk. Aber auch im Bereich der Energiewende leisten wir mit unseren Produkten einen signifikanten Beitrag.
Wo finden sich Produkte von Renk?
In Deutschland fährt bei der Bundeswehr kein Kettenfahrzeug, wie beispielsweise der Leopard 2, und keine Fregatte ohne Renk-Getriebe. Weltweit findet man Renk-Produkte in über 50 Ländern, in über 180.000 Fahrzeugen und über 200 Marineschiffen. Aber auch in industriellen Anwendungen, im Energiebereich, finden sich Produkte von Renk.
Wie wichtig ist der Standort Bayerisch-Schwaben für ein Unternehmen wie Renk?
Augsburg ist unsere Heimat. Wir sind in unserem speziellen Segment der größte Arbeitgeber in der Region. In unserem Stammwerk haben wir in den letzten 15 Jahren über 250 Millionen Euro investiert. Unsere Gruppe wächst zudem auch international sehr stark. Inzwischen beschäftigen wir mehr als3.800 Mitarbeitende an über 21 Standorten.
Und wie schwierig ist es, Mitarbeiter zu finden, Stichwort Fachkräftemangel?
Wir stehen im stetigen Wettbewerb. Durch den Reputationsgewinn der Verteidigungsindustrie sind wir als Arbeitgeber attraktiver geworden. Und der Börsengang hat gezeigt, dass wir ein ‚Trusted Partner‘ sind.
Sie sind seit drei Jahren Vorstandsvorsitzende, waren zuvor knapp 20 Jahre im Norden bei ThyssenKrupp, German Naval Yards und Rheinmetall in leitenden Positionen tätig. Haben Sie sich den Standort Augsburg so vorgestellt? Oder sind Sie immer unterwegs und kennen die Stadt noch gar nicht?
Beides. Ich habe es mir so vorgestellt, bin aber auch viel unterwegs. Augsburg ist eine schöne Stadt, die ich vorher nicht kannte. Heute empfehle ich neben einem Besuch der Stadt, auch das Umland zu erkunden. Der Freizeitwert ist sehr hoch. Die Menschen in der Region runden dieses positive Bild ab. Zudem gibt es keine andere deutsche Stadt mit so vielen Wasserkanälen, wie ich gelernt habe.
Wie engagiert sich ein mittelständischer Rüstungskonzern in Augsburg?
Unter anderem beim FC Augsburg. Für unser Recruiting ist diese Partnerschaft sehr wichtig und bringt uns mehr Sichtbarkeit. Als unsere Bandenwerbung das erste Mal zu sehen war, habe ich viele Nachrichten von Leuten bekommen, die im Stadion waren. Zu mir hat mal ein Mitarbeiter gesagt: ‚Wenn mich vor drei Jahren jemand gefragt hat, wo ich arbeite, wusste niemand, was Renk macht. Und heute sagen die Menschen: ‚Ach, Du bist beim Renk, da habe ich im Stadion die Werbung gesehen.‘ Das macht die Kollegen stolz und solche Aussagen zeigen, dass unser Weg richtig ist. Das ist ein wichtiger Effekt, der nicht zu unterschätzen ist. Viele Menschen stellen sich heute die Frage der Sinnhaftigkeit in ihrem Job. Beim Renk wissen unsere Mitarbeitenden, dass es wichtig und richtig ist, was sie tagtäglich tun.
Wieso heißt es beim Renk und nicht bei Renk?
Mir wurde damals im Gespräch von Triton gesagt: ‚Sie sind jetzt hier beim Renk.‘ Auch in Stuttgart ist man ja ‚beim Daimler‘. Teilweise resultiert das also sicher aus dem süddeutschen Sprachgebrauch. Die allerersten Kolleginnen und Kollegen haben aber in 1873 bei unserem Gründer Johann Julius Renk, also ‚beim Renk‘, angefangen zu arbeiten.