Die Immobilienbranche steckt in der Krise. Gestiegene Baukostenund höhere Zinsen haben die Nachfrage nach Neubauten wegbrechenlassen. Doch das ist nicht alles: Im Interview mit der edition:schwabensehen Experten auf die gesamte deutsche Wirtschaft schwere Zeiten zukommen.
Christian Hutter: Herr Ruhdorfer, wir sitzen hier in Augsburg im alten Telegraphenamt, für das Sie seit acht Jahren versuchen, eine Baugenehmigung zu bekommen. Gleichzeitig herrscht Wohnungsmangel. Wie passt das
zusammen?
Manfred Ruhdorfer: Das passt gar nicht zusammen! Als wir das Gebäude gekauft haben, wollten wir innerhalb von drei Jahren starten. Wir waren da zurecht optimistisch. Denn wir hatten gemeinsam mit dem Münchner Architekten Clemens Bachmann bereits Vorleistungen erbracht, etwa mit der Stadt Augsburg abgestimmt, dass hier Wohnungen entstehen dürfen.
Hutter: Trotzdem befinden wir uns noch immer in einem entkernten Gebäude. Warum?
Ruhdorfer: Man muss natürlich schon fragen, wie lange darf es dauern, bis so etwas beschlossen ist. Eine solche Umnutzung sollte in Augsburg eigentlich Routine sein. Denn hier liegt in dieser ehemals produktionsorientierten Stadt großes Potenzial. Durch die Umnutzung entsteht ja kein einziger Quadratmeter zusätzlichen Baurechts. Für dieses Gebäude steht ‚Sondernutzung Post‘ im alten Bebauungsplan. Den hätte man einfach aufheben können,
weil der schon lange nicht mehr der Realität entspricht.
Hutter: Stattdessen hat die Stadtverwaltung entschieden, einen neuen Bebauungsplan zu erstellen.
Ruhdorfer: Genau. Und in diesem Verfahren stecken wir heute noch fest. Denn da geht es ins Detail, da wird es komplex. Außerdem gilt der Bebauungsplan für das ganze Quartier. Und wir sind in unseren Planungen eben weiter als manche unserer Nachbarn. Das war uns von vornherein klar. Wir könnten innerhalb von drei Monaten einen Bauantrag stellen, wenn man uns ließe. Das Verfahren zieht sich aber auch deshalb so lange hin, weil es rechtssicher abgeschlossen werden muss.