Ausgabe 03/2020 · Titelthema

Schwabens mächtigste Lobby zwischen Soll und Haben

Der neue Hauptgeschäftsführer Dr. Marc Lucassen muss die IHK Schwaben wieder auf Vordermann bringen. Einige Initiativen und Projekte von Hannelore Leimer und Andreas Kopton, IHK-Präsidentin von 1995 bis 2009 und IHK-Präsident seit 2009, waren beachtlich, ja beispielhaft, doch zuletzt folgten im Hauptamt ermüdende, geradezu bleierne Jahre. Sollte Lucassen mit dem Wellnessprogramm „IHK 2025“ Erfolg beschieden sein, wäre dies für Kopton ein versöhnlicher Abschluss seiner Zeit im Ehrenamt. Eine aktuelle Standortbestimmung der IHK Schwaben, die nur mit einer Rückblende auf die vergangenen 20 Jahre wirklich Sinn macht.

Nach der Papierform ist die Industrie- und Handelskammer Schwaben die einflussreichste und mächtigste Institution Schwabens. Immerhin ist die Wirtschaftskammer die Interessenvertretung von 140.000 schwäbischen Firmen mit rund 723.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die schwäbische Wirtschaft hat 2019 zu Deutschlands Bruttoinlandsprodukt von rund 3.440 Milliarden Euro rund 70 Milliarden beigetragen. Das sind erkleckliche zwei Prozent. Aber nicht nur Schwabens Unternehmen glänzen, auch ihre Wirtschaftskammer weist eine mit Goldrand versehene Bilanz aus: Mit Aktiva von 69,8 Millionen Euro, davon stecken 37,8 Millionen Euro in Finanzanlagen, und mit Betriebserträgen von 29,9 Millionen Euro, davon entfallen allein 22,6 Millionen Euro auf die Mitgliedsbeiträge, ist die drittgrößte IHK Bayerns pekuniär bestens gepolstert und verfügt damit über ein pralles Füllhorn, um selbstbewusst auftreten zu können.
Trotz dieser Atouts hat die IHK seit der Jahrtausendwende immer wieder Anzeichen von Schwäche gezeigt. Auf Glanzlichter folgten taktische Fehler, Zoff und Mußestunden. Zuletzt hatte sich eine „bleierne Zeit“ – getreu dem geflügelten Wort von Friedrich Hölderlin („Trüb ists heut, es schlummern die Gäng` und die Gassen …“ ) – des Hauptamts bemächtigt. Präsident Andreas Kopton drückt deshalb jetzt umso mehr aufs Tempo, weil er in seiner letzten Amtsperiode gemeinsam mit dem neuen Hauptgeschäftsführer (HGF) Marc Lucassen die Kammer wieder flottmachen will. Mit der Underperformance der letzten Jahre in Augsburgs Stettenstraße, also dem Missverhältnis zwischen Soll und Haben im Hauptamt, soll in Bälde Schluss sein.

aus Ausgabe 03/2020

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