Ausgabe 02/2023 ·

Was lieben Sie, was schätzen Sie an Augsburg, was ärgert sie, was vermissen Sie?

edition:schwaben hat Augsburgerinnen und Augsburger gefragt, „was sie an ihrer Stadt lieben und schätzen, was sie ärgert und was sie vermissen“. Sie alle scheinen ihre Stadt durchweg ins
Herz geschlossen zu haben. Denn ihr Verdikt fällt nachsichtig aus, wenn man die abwägende Wortwahl betrachtet. Aber aus so mancher Antwort schwingt auch ein Hauch von enttäuschter Liebe, ein ungewolltes Leiden an Augsburg mit.

 

Artur Gulbicki, Inhaber von KW NEUN, Agentur für Visuelle Kommunikation
Ich liebe Augsburg auf hundert Ebenen, aber ein Dilemma ist, dass Fokus und Qualität oft weniger Unterstützer finden als Gießkanne und halbherzige Austauschbarkeit. Wie beim Stadtmarkt beispielweise, der so schmerzlich unter den Möglichkeiten bleibt und immer weiter ausblutet. Ich vermisse eine Idee von der Zukunft, Mut und den Willen, dicke Bretter zu bohren.

Michaela Huth-Dierig, Rechtsanwältin
Ich liebe den Botanischen Garten (außergewöhnlich!), den (herrlichen) Siebentischpark und Siebentischwald mitsamt Lech, ich schätze die Augsburger Philharmoniker und das 3-Sparten-Theater, die kurzen Wege. Grundsätzlich gilt: Für seine Größe bietet Augsburg viel, vor allem eine hohe Lebensqualität. Mich ärgert aber die zunehmende Vermüllung der Straßen, Grünstreifen und Grünanlagen, das Zurückdrängen des Autos durch Abbau von Parkplätzen, die Einführung von Tempo 30 auch auf Hauptstraßen, das Hindernislaufen für Fußgänger durch einen Schilderwald und wild abgestellte Miet-Scooter, die hässlichen Graffiti überall, selbst an historischen Gebäuden, die zunehmende Rücksichtslosigkeit und Aggressivität der Leute (nicht nur im Verkehr), die Ausdünnung des Takts der SWA bei Bussen und Tram – selbst im Berufsverkehr (ein Unding!).

Jessica Utz, Freie Architektin, Schulze + Utz Architekten
Nach beruflichen Stationen in London, Peking und Stuttgart bin ich in meine Geburtsstadt Augsburg zurückgekehrt. Als Verfechterin von Frauen in Führungspositionen bin ich besonders stolz, dass
Augsburg nach über 2000 Jahren Stadtgeschichte endlich eine Oberbürgermeisterin hat. Die Stadt ist nicht nur ein Vorbild als Industriestandort, sondern auch in der Förderung von Medizin, Kultur und Wissen. Der Innovationspark Augsburg wird auf der Basis einer hervorragenden Stadtplanung von KCAP Architects errichtet,
die Hochschule wird zur „Technischen Hochschule“ ernannt und das Universitätsklinikum soll zum modernsten Europas werden. Erfreulich wäre ein schnelleres, öffentliches Nahverkehrsnetz.

aus Ausgabe 02/2023

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