Ausgabe 02/2013 · Sophia Christine Brommer

„Augsburg wird immer etwas besonderes bleiben“

Sechs Jahre lang hat die junge Sophia Brommer die opernkultur am Theater Augsburg als Sopranistin mitgeprägt – der Abschied fällt ihr nicht leicht. Als Anfang Mai der vorhang zur letzten vorstellung von »La Boheme« fällt, laufen Sophia Brommer die Tränen über die Wangen. Zweieinhalb Stunden hat sie als »Mimì« alles gegeben, jetzt betritt sie geduldig immer wieder die wohlvertraute Bühne, um den Applaus entgegenzunehmen und ringt dabei sichtlich um Fassung. noch eine etwas scheue Kusshand wirft sie in den Zuschauerraum. das Publikum klatscht lange Lebewohl. es ist die letzte große Partie, die Brommer als festangestellte Sopranistin in Augsburg gesungen hat. den Schritt aus der gesicherten Stellung am Theater in ein selbstbestimmtes Künstlerleben macht sie dennoch gern. denn als 32-jährige Sängerin, die 2012 beim angesehenen Ard-Wettbewerb in München den dritten Preis gewann, hat sie noch viel vor sich. Wir treffen die Sopranistin an einem verregneten Montagmorgen. gleich gegenüber vom Theater, im »Weißen Lamm«, beantwortet sie, in kurzer Jeansjacke, bestens ausgeschlafen und immer mit einem Lachen auf den Lippen, unsere Fragen. das gespräch führte Julika Jahnke.

Frau Brommer, Sie wurden direkt von der Münchner Musikhochschule ans Theater Augsburg engagiert. Wer hat Sie dort entdeckt?

Das war eigentlich ganz lustig: An der Münchner Hochschule für Musik und Theater konnte man zusätzlich den Aufbaustudiengang »Musiktheater« wählen, als Opernschule an der August-Everding-Akademie. Die hat, glaube ich, im Jahr fünf bis sechs Produktionen gemacht, mit professionellen Regisseuren, tollen Dirigenten und Orchestern, richtiger Maske und Kostümen. Wir konnten unter Originalbedingungen Stücke aufführen und mal gucken, wie wir darin bestehen. Das war eine tolle Schule. Und dadurch, dass dort so viele bekannte Regisseure arbeiteten, kam auch ab und zu der ein oder andere Intendant und hat sich was angehört. Und so war es bei mir auch. Ich hab dort den Fiordiligi in »Così fan tutte« gesungen, in der Inszenierung von Tatjana Gürbaca. Das war ein Jahr, bevor in Augsburg die Intendanz von Juliane Votteler beginnen sollte. Da Frau Votteler mit Tatjana Gürbaca arbeiten wollte, schaute sie sich vorher die Premiere in München an. Juliane Votteler hat mich daraufhin zum Vorsingen in Augsburg eingeladen. Eigentlich hätte ich noch ein Jahr studieren können, ich war in meinem ersten Meisterklassenjahr. Aber das Angebot war spannend für mich. Ich hatte hier in Augsburg erstmal nur drei Partien in der ersten Spielzeit und das waren trotzdem tolle Partien. Die erste Partie war in »Orpheus und Eurydike« von Gluck, die zweite war dann gleich die Konstanze in der »Entführung aus dem Serail« (W. A. Mozart). Und dann hab ich noch im Weißen Rössl gesungen. Also das Pensum war so, dass ich austesten konnte, ob ich dem gewachsen bin.

Und was haben Sie dabei für erste Erfahrungen gemacht?

Bei der Premiere der »Entführung aus dem Serail« von Tatjana Gürbaca ging der Buh-Sturm schon in der Ouvertüre los. Und ich trat quasi kurz nach der Ouvertüre auf und fragte mich: Wenn das jetzt schon so ist, wie soll ich dann den Abend überstehen? Also es war wirklich ein ganz krasser Abend, und die Reaktionen des Publikums waren ganz krass, aber es war sehr spannend, mit so etwas einzusteigen. Die Insze-
nierung hat auch den AZ-Stern der Münchner Abendzeitung gewonnen. Die Vorstellungen waren sehr voll. Es stieß aber auf geteilte Meinungen…

aus Ausgabe 02/2013

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