Ausgabe 03/2015 · Wirtschaft

Die letzten Gallier in Schwaben

Einige schwäbische Privatbrauereien leisten noch bravourös Widerstand gegen die Massenbiere internationaler Konzerne. Zur Verteidigung verfügen sie nur über eine wirksame Waffe: Die Pflege regionaler Bierkultur.

„Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die römischen Legionäre …“ Diese längst berühmt gewordene Einleitung am Beginn aller Asterix-Hefte bringt bildhaft auf den Punkt, wie es heute den rund 80 Brauereien in Bayerisch-Schwaben ergeht.

Das große Brauereisterben in Deutschland scheint vorbei zu sein, jedoch stagnieren sowohl Umsatz der Branche (2014: 7,9 Milliarden Euro), Bierausstoß (2014: 95,3 Millionen Hektoliter) wie der jährliche Pro-Kopf-Bierkonsum (2014: 106,9 Liter). Die Zeiten, als die Deutschen noch wahre Schluckspechte waren und statistisch jeder über 140 Liter Bier im Jahr getrunken hat, liegen über drei Jahrzehnte zurück. Noch verteidigen viele schwäbische Brauer bravourös ihre Sudhäuser, auch wenn immer wieder mal der ein oder andere die weiße Fahne hissen musste oder mehr oder weniger freiwillig ins feindliche Lager wechselte. Zwei liegen gerade auf der Intensivstation, wenn nicht gar in den letzten Zügen. Aber auch eine wundersame Geschichte wie jene von der Wiederauferstehung des heiligen Lazarus hat sich in der jüngeren schwäbischen Brauereihistorie zugetragen. Noch immer rätselt die Branche, wie es der Familie Kollmar und ihrer Oettinger Brauerei im Donau-Ries gelungen ist, mindestens einmal „dem Tod von der Schaufel zu springen“. Heute ist das Unternehmen mit einem jährlichen Bierausstoß von über 8 Millionen Hektolitern – inklusive der Lizenzproduktionen in Osteuropa – Deutschlands größte Brauerei. Der Aufstieg von Oettinger begann in den 1970er-Jahren, als die Brauerei auf jede Kooperation mit der Gastronomie sowie Marketing verzichtete, voll auf den Direktvertrieb an Super- und Getränkemärkte setzte und zusätzlich für die Discounter Handelsmarken zu brauen begann.

aus Ausgabe 03/2015

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